Ein Leben in Gradlinigkeit

Zülfü Livaneli „Roman meines Lebens – Ein Europäer vom Bosporus“, 360 Seiten, 22,95 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608938951;

Er ist einer der berühmtesten türkischen Künstler der Gegenwart und ein kritischer Chronist seines Heimatlandes. Jetzt hat der in Anatolien aufgewachsene Filmemacher, Musiker und Schriftsteller Zülfü Livaneli (65) seine Autobiografie vorgelegt – ein spannendes Stück Geschichte über das jahrzehntelange Ringen der Türkei um seine Zugehörigkeit zu Europa.

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Demokratische Hoffnungen sind passé

Lev Gudkov/VictorZaslavsky „Russland – Kein Weg aus dem postkommunistischen Übergang?“, 208 Seiten, 19,90 €, Wagenbach, ISBN: 978-3803136350;

Wie korrupt ist Europa? Wie sehr lässt Europa sein wirtschaftliches Verhältnis zu Europa durch energiepolitische Erwägungen beeinflussen? Und die Menschenrechtsfragen werden darob schamhaft verschwiegen. Für die beiden Wissenschaftler Gudkov und Zaslavsky ist klar: Russland steckt im postkommunistischen Übergang fest.

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Die Bayreutherin, die Polen regieren sollte

Hans-Joachim Böttcher „Christiane Eberhardine“, 352 Seiten, 24,90 €, Dresdner Buchverlag, ISBN: 978-3941757257;

August der Starke, ja, der ist auch geschichtlich nicht so bewanderten Menschen ein Begriff, als sächsicher Herrscher, der sich zum König von Polen wählen ließ und dazu vom lutherischen zum katholischen Glauben wechselte – ein Triumph für die Gegenreformation Ende des 17. Jahrhunderts. Aber August oder korrekter Friedrich August hatte auch eine Gemahlin, die nicht ohne war. Obwohl die Ehe aufgrund der amourösen Avancen des Fürsten sehr bald nur noch auf dem Papier existierte, hinterließ auch die Bayreuther Markgrafentochter ihre Spuren auf dem Feld der Geschichte.

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Das Netz, Bedrohung und Herausforderung

Nicholas Carr „Wer bin ich, wenn ich online bin …“, 384 Seiten, 19,95 €, Blessing, ISBN: 978-3896674289;

Kai Hinrich Renner/Tim Renner „Digital ist besser“, 246 Seiten, 22 €, Campus, ISBN: 978-3593392080;

Das Netz ist inzwischen alles: Hier pflegen wir soziale Kontakte, tauschen uns also mit anderen Menschen aus, wir kaufen ein, wir organisieren unsere Freizeit und verbingen einen Großteil unserer Freizeit. Dass die digitale Revolution, die unser Leben in den vergangenen 15 Jahren extrem verändert hat, nicht ohne Folgen auf uns Menschen bleibt, ist klar. Zwei neue Bücher dazu:

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München als islamistische Keimzelle

München als Hort des Islamismus, als Zuflucht für die in Ägypten verfolgte Muslim-Brüderschaft. Gleich zwei Bücher befassen sich mit diesem Thema …

Vorgestellt werden:

Stefan Meining „Eine Moschee in Deutschland“, 316 Seiten 19,95 €, C.H. Beck, ISBN: 978-3406614118;

Ian Johnson „Die vierte Moschee – Nazis, CIA und der islamische Fundamentalismus“, 360 Seiten, 22,95 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608946222;

Mehr dazu:

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Die Tragik des Hindukusch-Einsatzes

Dirk Kurbjuweit „Kriegsbraut“, 336 Seiten, 19,95 €, Rowohlt, ISBN: 978-3871346613;

Wieder ein Journalist, der einen Roman geschrieben hat, aber Dirk Kubjuweit ist nicht irgend jemand. Der 48-Jährige leitet das Spiegel-Hauptstadtbüro und ist somit einer der profilitersten Kenner deutscher Politik. „Kriegsbraut“ ist sein Versuch, den deutschen Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan aus Sicht der Betroffenen, der Bundeswehr-Soldaten, zu erzählen.

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Was früher alles besser war

Michael Miersch/Henryk M. Broder/Josef Joffe/Dirk Maxeiner „Früher war alles besser“, 244 Seiten, 16,99 €, Knaus, ISBN: 978-3813503852;

Da haben sich ja die Richtigen zusammengefunden: Chefzyniker Henryk M. Broder, der ehemalige Natur-Chefredakteur Maxeiner und dessen Kumpel Miersch und nicht zuletzt der frühere SZ-Redakteur und jetzige Zeit-Herausgeber Josef Joffe. Das ungleiche Quartett erinnert sich: Früher ar alles besser, diesen Satz kennen wir ja zur Genüge von Eltern, Großeltern und Vorgängern im Amt.

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Die wirkliche Entdeckung Amerikas

Toby Lester „Der vierte Kontinent – Wie eine Karte die Welt veränderte“, 560 Seiten, 39,90 €, Berlin, ISBN: 978-3827007322;

Fasziinierend. Bis zur Entdeckung Amerikas, das urspünglich irrtümlich für Indien gehalten wurde,gingen die Menschen davon aus, dass die Welt aus drei Teilen besteht, aus Europa, Asien und Afrika. Der deutsche Kartograf Martin Waldseemüller veränderte die Welt, als er 1507, keine 20 Jahre nach der Entdeckung Amerikas die erste Karte dieses vierten Kontinents zeichnete. Er hielt sich an die Berichte des Seefahrers Amerigo Vespucci, der die südamerikanische Ostküste erkundet hatte, und nannte ihm zu Ehren den neuen Erdteil „America“.

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Zwei intelligente Herren ziehen Bilanz

Axel Hacke/Giovanni di Lorenzo „Wofür stehst Du?“, 230 Seiten, 18,95 €, Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3462042412;

Zwei der größten Helden des Gegenwarts-Journalismus haben sich zusammengetan und ein Buch geschrieben: Axel Hacke, kultiger Kolumnenautor fürs SZ-Magazin, und Giovanni di Lorenzo, der Chefredakteur der Zeit und smarter Fernsehtalker. Beide sind nicht nur gleichalt, sie kennen sich auch sehr gut. Starteten sie doch ihre Karriere vor über 20 Jahren in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung in München.

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Tschernobyl wirkt bis heute nach

Rüdiger Lubricht „Verlorene Orte, gebrochene Biografien“, 96 Seiten, 25 € (+ 6 € Versand) , IBB Dortmund und Minsk (auch Bestelladresse), ISBN: 978-3935950114;

Tschernobyl ist 25 Jahre danach aktueller denn je. Sechs Wochen nach Fukushima, wo die Gefahr noch längst nicht gebannt ist, spricht am heutigen Jahrestag jeder über das Reaktorunglück in der Ukraine. Und selbst wenn vieles inzwischen relativiert worden wäre, Fukushima hat alles wieder hervorgeholt – und die Politik zur Vernunft gebracht, wie das Ringen um einen baldigen Ausstieg deutlich gemacht. Der Fotograf Rüdiger Lubricht hat die Sperrzonen in der Ukraine und Weißrussland seit 2003 fast jährlich besucht. Zum Jahrestag erschien nun ein Bildband.

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