Und als Nachtisch Integration

Hatice Akyün „Ali zum Dessert – Leben in einer neuen Welt“, 220 Seiten, 18,95 €, Goldmann, ISBN: 978-3442311477;

„Im Herzen bin ich eine Türkin, im Geiste eine Deutsche“ – Hatice Akyün ist eine von rund drei Millionen Deutschländern, türkischstämmige Deutsche. Das eine nicht und das andere nicht oder doch beides. In ihrem zweiten Roman verliebt sich Hatice in Ali, obwohl sie doch unbedingt einen Hans wollte.

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Von der Wut einer verlorenen Generation

Murat Uyurkulak „Zorn“, 352 Seiten, 19,90 €, Unionsverlag (Türkische Bibliothek), ISN: 978-3293100114;

„Zorn“, in dem Romantitel steckt ein Grundgefühl der Türkei: Zorn auf die nicht schnell genug verlaufende Modernierung, auf die Konflikte um die Regilgion, auf Armut und übersteigerten Reichturm. Hier heißt es: Treffen sich zwei Männer im Zug, auf dem Weg in den wilden Osten der Türkei. Sie reden – und heraus kommt ein Werk, das die Kritiker schon als Geschichtsschreibung ansehen.

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Vom Zusammenprall der Kulturen

Zülfü Livaneli „Glückseligkeit“, 313 Seiten, 22,90 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608937923;

Zülfü Livaneli ist einer der bedeutendsten türkischen Intellektuellen, und seine Lebensgeschichte ähnelt der von so vielen: In den 1970er Jahren musste der Komponist, Sänger, Filmemacher und Schriftsteller die Türkei wegen seiner politischen Ansichten verlassen. Heute gehört er zu jenen, die die Erneuerung der so widersprüchlichen Gesellschaft vorantreiben wollen und die Integration nach Europa.

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Die Amerikaner, wie sie wirklich waren

Robert Frank „Die Amerikaner„, 180 Seiten, 30 €, Steidl, ISBN: 978-3865216588;

Wer sind die Amerikaner? Wie sind sie? Auf Spurensuche machte sich in den 1950er Jahren Robert Frank, Abkömmling von Schweizer Juden. 28.000 Fotos schoss er auf seiner Tour durch die Provinz. 83 davon veröffentlichte er 1958 in seinem Buch „Die Amerikaner“. Der Göttinger Steidl-Verlag brachte das Schwarz-Weiß-Album jetzt neue heraus.

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Großformatige Nähe

Jim Rakete „1/8 Sekunde – Vertraute Fremde“, 272 Seiten, 68 €, Schirmer-Mosel, ISBN: 978-3829602969;

Er ist ein Fossil in einer sich schnell ändernden Welt. Jim Rakete, 47-jähriger Fotograf in Berlin, hat in den vergangenen 30 Jahren jeden porträtiert, der in dieser Republik prominent ist oder scheint. Und immer analog. Bis heute rührt Rakete kein dialoges Material an. Er vermisse „die Wechselwirkung von Standpunkt und Geschmack“.

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In eigener Sache: Alles Türkei, oder?

Die Türkei als Gastland der größten Bücherschau der Welt – was für eine Chance, sich zu präsentieren! Und es kommt nicht von von ungefähr, dass bei der 60. Frankfurter Buchmesse vom 15. bis 19. Oktober das Land am Bosporus, die Schnittstelle zwischen Orient und Okzident, im Mittelpunkt steht.

Denn in diesem quirligen Land im Aufbruch, in dem sich so ziemlich alle gesellschaftlichen Konflikte abspielen, die man sich vorstellen kann, gibt es eine Literaturszene, die ihresgleichen sieht. Linke Intellektuelle, junge Konsumkritiker, Deutschtürken in Deutschland und zurückgekehrte Exilanten des 1980er Militärputsches.

Eins ist klar, die Türkei, wie wir sie in Deutschland uns gemeinhin vorstellen, hat mit dieser Türkei nichts zu tun.

Anlässlich der Buchmesse veröffentlichen wir auf diesem Blog einen Türkei-Schwerpunkt (es ist nicht der erste) und stellen ab 2. Oktober die wichtigsten Neuerscheinungen türkisch(stämmig)er Autoren dieses Herbstes vor, jeden Tag eine. Das aus meiner Sicht wichtigste Buch finden Sie bereits seit drei Wochen auf diesem Blog: Oya Baydars „Verlorene Worte“.

Geplant sind außerdem:
Zülfü Livaneli „Glückseligkeit“
Murat Uyurkulak „Zorn“
Hatice Akyün „Ali zum Dessert – Leben in einer neuen Welt“
Izzet Celasin “Schwarzer Himmel, schwarzes Meer
Gerhard Schweizer „Die Türkei – Zerreißprobe zwischen Islam und Nationalismus“
Esmahan Aykol „Scheidung auf türkisch“
Adalet Agaoglu „Sich  hinlegen und sterben“
Klaus Kreiser „Atatürk“
Yadé Kara „Cafe Cyprus“
Jürgen Gottschlich „Türkei – Ein Land jenseits der Klischees“
Halide Edip Adivar „Die Tochter des Schattenspielers“
Sebnem Isigüzel „Am Rand“
Ahmet Hamdi Tanpinar „Seelenfrieden“
Ismail Boro „Die getürkte Republik“
Frank Westerman „Ararat“
Corry Gutstadt „Die Türkei, die Juden und der Holocaust“

Sabahattin Ali “Die Madonna im Pelzmantel”
Heinz Kramer/Maurus Reinkowski „Die Türkei und Europa“
Mario Levi „Istanbul war ein Märchen“
Sema Kaygusuz „Wein und Gold“
Annette Großbongardt „Istanbul Blues“
Gülbeyaz, Halil „Türkei wohin“
Elif Shafak „Der Bonbonpalast“
Saliha Scheinhardt „Schmerzensklänge“
Yusuf Yesilöz „Gegen die Flut“
Renan Demirkan „Septembertee oder das geliehene Leben“
Zehra Ipsiroglu “Eine andere Türkei”
Orhan Pamuk „Das Museum der Unschuld“

Eine Liste der Neuerscheinungen zur Buchmesse hat kürzlich der Veranstalter veröffentlicht.

Ein spannendes Veranstaltungsprogramm hat auch die Robert-Bosch-Stiftung vorbereitet, die sich verdient gemacht mit der im Unionsverlag erscheinenden „Türkischen Bibliothek“.

Und das Kulturforum TürkeiDeutschland in Köln hat rund um die Messe ein großes Programm gemacht. Gestern hatte Oya Baydar dort eine Lesung. Der absolute Höhepunkt ist ein gemeinsames Konzert von Zülfü Livaneli und Mikis Theodorakis am 9. Oktober in der Kölner Philharmonie.

Ein Leben aus der Perspektive der drei Toten

Katharina Faber „Fremde Signale“, 329 Seiten, 23 €, Bilger, ISBN: 978-3908010906;

Wie erzähle ich auf über 300 Seiten das Leben eines ganz und gar gewöhnlichen Menschen, ohne dass es langweilig wird? Die Schweizer Katharina Faber bedient sich eines ungewöhnlichen Kunstgriffs. Sie lässt das Leben der Heldin Katharina Faber von drei Menschen aus deren persönlicher Perspektive darstellen. Das Besondere: Alle drei „Schutzengel“ sind schon lange tot.

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Das kleine Schwarze

Truman Capote „Frühstück bei Tiffany“, 160 Seiten, 14 €, Kein & Aber, ISBN: 978-3036955285;

Die Verfilmung hat Audrey Hepburn unsterblich gemacht. Unsterblich wurde durch den Film auch das „kleine Schwarze“, jenes kurze Kleid, das Hubert de Givenchy schuf und die Hepburn alias Holly Golightly in der berühmten Eingangsszene von „Frühstück bei Tiffany“ im morgendlichen New York trägt. Zum 50-jährigen Jubiläum erscheint Capotes kleiner, feiner Roman nun in einer Sonderausgabe bei „Kein & Aber“.

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Romy S., am Leben gescheitert

Günter Krenn „Romy Schneider“, 450 Seiten, 24,95 €, Aufbau, ISBN: 978-3351026622;

Nein, niemand würde Romy Schneider mit Sternchen wie Britney Spears oder Kate Moss oder Lindsay Lohan vergleichen. Aber eine Parallele gibt es doch zwischen der letzten deutschen Diva und jenen hochgejazzten Mädels: Sie alle richten sich unter dem Druck der Öffentlichkeit schonungslos zugrunde mit Tabletten, Alkohol und Drogen. Romy Schneider starb mit 43 Jahren, am heutigen 23. September wäre sie 70 geworden.

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Drei starke Frauen und ihre Leidenschaft

Edna Mazya „Über mich sprechen wir ein andermal“, 432 Seiten, 19,95 €, Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3462040364;

50 Jahre nach Gründung des Staates Israel beginnt auch dort eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Anfängen. Die führen fast immer nach Europa. Etwa der „Familienroman“ (so der Originaltitel) der Nomi Keller, Mitte 40, Verlegerin in Tel Aviv. Bei einer Reise zu ihrem Liebhaber nach Wien stößt sie auf die Spuren ihrer Vorfahren, präziser ihrer Großmutter Ruth.

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