In Istanbul wechseln Blues und Volksmusik

Annette Großbongardt „Istanbul Blues“, 224 Seiten, 17,90 €, Rowohlt, ISBN: 978-3871346170;

Noch eine deutsche Journalistin, die uns aus dem Innenleben dieses faszinierenden Landes berichtet. Nach  Jürgen Gottschlich von der TAZ und Sibylle Thelen von der Stuttgarter Zeitung hat nun die ehemalige Spiegel-Korrespondentin Annette Großbongardt einen „Istanbul-Blues“ geschrieben.

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Was spricht eigentlich gegen den Beitritt?

Heinz Kramer/Maurus Reinkowski „Die Türkei und Europa“, 216 Seiten, 26 €, Kohlhammer, ISBN: 978-3170184749;

Die ist ein Buch für die, die’s ganz genau wissen wollen. Die Türkei-Europa oder auch Türkei-Deutschland-Frage aus Sicht zweier Wissenschaftler. Kramer ist Mitarbeiter des konservativen Berliner „Thinktanks“ Siftung für Wissenschaft und Politik, Reinkowski Islam-Professor in Freiburg. Sie schreiben allerdings überaus verständlich.

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Holocaust: Weiße Ritter waren die Türken nicht

Corry Guttstadt „Die Türkei, die Juden und der Holocaust“, 520 Seiten, 18 €, Assoziation A, ISBN: 978-3935936491;

Es ist wieder so ein Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit, wie er für die Türkei so typisch zu sein scheint: Die offizielle Geschichtsschreibung weist das muslimische Land als Zuflucht für verfolgte Juden aus. In der Realität aber waren Juden auch hier eine Minderheit mit geringeren Rechten, die vielfach nicht willkommen war. In ihrem Standardwerk entlarvt die Historikerin Corry Guttstadt so manche Klitterung.

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Schnittstelle zwischen Kulturen und Kontinenten

Frank Westerman „Ararat“, 288 Seiten, 16,90 €, Ch.-Links-Verlag, ISBN: 978-3861534877;

Wenn die Türkei dereinst zur EU gehört, dann ist der 5165 Meter hohe Ararat der höchste Berg Europas. Aber der Vulkan an der Grenze zu Armenien ist noch viel mehr: Der Landeort der Arche Noah und auch sonst wie ein heiliger Berg – bis heute, wenn nicht gerade die PKK westliche Bergsteiger entführt. Der Holländer Frank Westerman, erklärter Ungläubiger, hat sich umgesehen.

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Integrationswillen fehlt auf beiden Seiten

Ismail Boro „Die getürkte Republik“, 272 Seiten, 17,95 €, Heyne, ISBN: 978-3453155367;

Parallelgesellschaften, jugendliche U-Bahn-Schläger, Ehrenmorde – unser Bild der türkischen Mitbürger ist weitgehend von Vorurteilen und von Verurteilungen bestimmt. Dabei leben die meisten der rund drei Millionen Türkischstämmigen gut integriert in der deutschen Gesellschaft.

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Auf der Flucht vor sich selbst

Sebnem Isigüzel „Am Rand“, 416 Seiten, 19,90 €, Berlinverlag, ISBN: 978-3827008053;

„Müllberg“, so heißt der türkische Titel dieses Romans direkt übersetzt. Und darum geht’s: Um die geheimnisvolle Geschichte einer jungen Frau, die auf einem Müllberg in Istanbul endet. Wobei Istanbul hier vor allem eine Kulisse bietet.

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Mit Gottschlich durch die Türkei

Jürgen Gottschlich „Türkei – Ein Land jenseits der Klischees“, 216 Seiten, 16,90 €, Ch.-Links-Verlag, ISBN: 978-3861534891;

Die Wahrheit über die Türkei, das versprechen zurzeit alle möglichen Bücher. Jürgen Gottschlich löst dieses Versprechen ein – „jenseits der Klischees“. Er schildert und erklärt Geschichte, Alltag und Traditionen der Türken so, dass sie das Verständnis diesseits des Bosporus stärken.

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Mustafa Kemal prägt das türkische Denken bis heute

Klaus Kreiser „Atatürk“, 304 Seiten, 24,90 €, C. H. Beck, ISBN: 978-3406576713;

Gerade drei Tage ist’s her: Da meldeten die Nachrichtenagenturen wieder einmal, dass der Empfang von „You Tube“ in der Türkei gesperrt wurde, weil irgendwelche Filmchen das Vermächtnis von Staatsgründer Atatürks beleidigten. Lächerlich! Aber wer war dieser Mustafa Kemal, der sich selbst den Namen „Vater der Türken“ gab und dessen Bild bis heute in jeder Amtsstube hängt? Klaus Kreiser gibt Antworten, ohne zu klittern.

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Vom Zusammenprall der Kulturen

Zülfü Livaneli „Glückseligkeit“, 313 Seiten, 22,90 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608937923;

Zülfü Livaneli ist einer der bedeutendsten türkischen Intellektuellen, und seine Lebensgeschichte ähnelt der von so vielen: In den 1970er Jahren musste der Komponist, Sänger, Filmemacher und Schriftsteller die Türkei wegen seiner politischen Ansichten verlassen. Heute gehört er zu jenen, die die Erneuerung der so widersprüchlichen Gesellschaft vorantreiben wollen und die Integration nach Europa.

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In eigener Sache: Alles Türkei, oder?

Die Türkei als Gastland der größten Bücherschau der Welt – was für eine Chance, sich zu präsentieren! Und es kommt nicht von von ungefähr, dass bei der 60. Frankfurter Buchmesse vom 15. bis 19. Oktober das Land am Bosporus, die Schnittstelle zwischen Orient und Okzident, im Mittelpunkt steht.

Denn in diesem quirligen Land im Aufbruch, in dem sich so ziemlich alle gesellschaftlichen Konflikte abspielen, die man sich vorstellen kann, gibt es eine Literaturszene, die ihresgleichen sieht. Linke Intellektuelle, junge Konsumkritiker, Deutschtürken in Deutschland und zurückgekehrte Exilanten des 1980er Militärputsches.

Eins ist klar, die Türkei, wie wir sie in Deutschland uns gemeinhin vorstellen, hat mit dieser Türkei nichts zu tun.

Anlässlich der Buchmesse veröffentlichen wir auf diesem Blog einen Türkei-Schwerpunkt (es ist nicht der erste) und stellen ab 2. Oktober die wichtigsten Neuerscheinungen türkisch(stämmig)er Autoren dieses Herbstes vor, jeden Tag eine. Das aus meiner Sicht wichtigste Buch finden Sie bereits seit drei Wochen auf diesem Blog: Oya Baydars „Verlorene Worte“.

Geplant sind außerdem:
Zülfü Livaneli „Glückseligkeit“
Murat Uyurkulak „Zorn“
Hatice Akyün „Ali zum Dessert – Leben in einer neuen Welt“
Izzet Celasin “Schwarzer Himmel, schwarzes Meer
Gerhard Schweizer „Die Türkei – Zerreißprobe zwischen Islam und Nationalismus“
Esmahan Aykol „Scheidung auf türkisch“
Adalet Agaoglu „Sich  hinlegen und sterben“
Klaus Kreiser „Atatürk“
Yadé Kara „Cafe Cyprus“
Jürgen Gottschlich „Türkei – Ein Land jenseits der Klischees“
Halide Edip Adivar „Die Tochter des Schattenspielers“
Sebnem Isigüzel „Am Rand“
Ahmet Hamdi Tanpinar „Seelenfrieden“
Ismail Boro „Die getürkte Republik“
Frank Westerman „Ararat“
Corry Gutstadt „Die Türkei, die Juden und der Holocaust“

Sabahattin Ali “Die Madonna im Pelzmantel”
Heinz Kramer/Maurus Reinkowski „Die Türkei und Europa“
Mario Levi „Istanbul war ein Märchen“
Sema Kaygusuz „Wein und Gold“
Annette Großbongardt „Istanbul Blues“
Gülbeyaz, Halil „Türkei wohin“
Elif Shafak „Der Bonbonpalast“
Saliha Scheinhardt „Schmerzensklänge“
Yusuf Yesilöz „Gegen die Flut“
Renan Demirkan „Septembertee oder das geliehene Leben“
Zehra Ipsiroglu “Eine andere Türkei”
Orhan Pamuk „Das Museum der Unschuld“

Eine Liste der Neuerscheinungen zur Buchmesse hat kürzlich der Veranstalter veröffentlicht.

Ein spannendes Veranstaltungsprogramm hat auch die Robert-Bosch-Stiftung vorbereitet, die sich verdient gemacht mit der im Unionsverlag erscheinenden „Türkischen Bibliothek“.

Und das Kulturforum TürkeiDeutschland in Köln hat rund um die Messe ein großes Programm gemacht. Gestern hatte Oya Baydar dort eine Lesung. Der absolute Höhepunkt ist ein gemeinsames Konzert von Zülfü Livaneli und Mikis Theodorakis am 9. Oktober in der Kölner Philharmonie.