Erzogen zur Gewalt

Martín Kohan „Sittenlehre“, 247 Seiten, 19,90 €, Suhrkamp, ISBN: 978-3518421826;

Argentinien war vorigen Herbst Gastland der Frankfurter Buchmesse, und dies hatte, wie schon in den Jahren zuvor, den erfreulichen Aspekt, dass Autoren in den (deutschen) Blickpunkt rückten, die bis dato kaum bekannt waren, so wie MartinKohan, Jahrgang 1967, der die unmenschlichen Verhältnisse in einem Elitegymnasium Anfang der 80er Jahre in Buenos Aires beschreibt.

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Wirklich nur ein Strohfeuer

Sascha Lobo „Strohfeuer“, 288 Seiten, 18,95 €, Rowohlt, ISBN: 978-3871346781;

Der Typ provoziert und das nicht nur wegen seiner roten Irokesenmähne. Sascha Lobo, selbst ernannter Vordenker der Internet-Generation und aufgrund seiner klaren Aussprache gern gesehener Gast auf Tagungen zum Journalismus und zu neuen Medien, hat einen Roman geschrieben. Aber den hätte er sich, ehrlich gesagt, auch sparen können. Ein typischer Erfahrungsbericht von einem, der für die kurze These taugt, aber nicht für einen auf 300 Seiten quälend ausgedehnten Spannungsaufbau. Schade, so gerne ich Lobo manchmal höre, „Strohfeuer“ muss man nicht gelesen haben.

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Das Unaussprechliche wird enttabusiert

Drago Jancar „Der Baum ohne Namen“, 280 Seiten, 22,90 €, Folio, ISBN: 978-3852565279;

Der Archivar Janez Lipnik hat in seiner Jugend viel Schlimmes erlebt, vor allem den Vater, der als gebrochener Mann aus dem Konzentrationslager zurückgekehrt war. Dazu viel Gewalt im vom Faschismus und dem anschließenden Antifaschismus tief gespaltenen Slowenien. Und  als Lipnik im Alter von 60 auf die Memoiren eines verstorbenen Mannes stößt, der sein Glück nach dem Krieg in Australien suchte und mit „Women of my Life“ eine Chronik seines reichhaltigen Liebesleben schuf, schickt es ihn wieder zurück ins Chaod der Kindertage.

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Journalismus im Wandel

Journalismus im Wandel. Kaum eine andere Branche erlebt die Folgen der digitalen Revolution so stark wie jene, die sich als Print-Journalisten bezeichnen. Und kaum eine andere Berufsgruppe leugnet diesen Wandel in weiten Teilen so wie die Redakteure. Doch die Herausforderungen sind groß. Eine Reihe von Neuerscheinungen befasst sich mit der neuen Realität. Es geht um praktische Tipps, um Anforderungen an die Führung von Redaktionen und um die Erschließung neuer Zielgruppen.

Vorgestellt werden:

Christian Sauer/Ulf Grüner „Qualitätsmanagement in Redaktionen“ (Books on Demand);
Michael Schröder/Axel Schwanebeck „Qualität unter Druck – Journalismus im Internet-Zeitalter“ (Nomos);
Kirsten Annette Vogel „Führung.Macht.Medien“
(Oberauer);
Ralf Hohlfeld u. a. (Hrsg.) „Crossmedia – Was bleibt auf der Strecke
“ (Lit);
Anne Weibert „Ein Ganzes im lokalen Rahmen – Vom integrativen Potenzial der Lokalberichterstattung in Deutschland und den USA“ (Herbert von Halem);
Moritz „Mo“ Sauer „Blogs, Video & Online-Journalismus“ (O’Reilly);
Anton Simons „Journalismus 2.0“ (UVK);
Michael Haller/Lutz Mükke „Wie die Medien zur Freiheit kamen“ (Herbert von Halem);
Michael Bechtel/Volker Thomas „Schreiben über Technik“ (UVK)

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Reisen in bemerkenswerte Regionen

Fabian von Poser „Namibia – Durch die Augen des Geparden“, 131 Seiten, 14,90 €, Picus, ISBN: 978-3854529750;

Barbara Denscher „Armenien – Im Schatten des Ararat“, 131 Seiten, 14,90 €, Picus, ISBN: 978-3854529774;

Zwei Bildbände ohne Bilder: Fabian von Poser und Barbara Denscher beschreiben in ihren Reisereportagen zwei faszinierende Gegenden – das ehemals deutsche Namibia und die armenisch-türkische Grenzregion um den sagenhaften Berg Ararat, wo der Legende nach einst die Arche Noah strandete.

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Die Schwierigkeit des Unerklärlichen

Der Urknall, schwarze Löcher und eine Theorie, die das Universum erklärt – in kaum einer Wissenschaft explodiert der Stand so sehr wie in der Astrophysik. Drei aktuelle Bücher setzen sich damit auseinander.

Stephen Hawking/Leonhard Mlodinow „Der große Entwurf – Eine neue Erklärung des Universums“ (Rowohlt);
Leonard Susskind „Der Krieg um das schwarze Loch – Wie ich mit Stephen Hawking um die Rettung der Quantenmechanik rang“ (Suhrkamp);
Alexander Unzicker „Vom Urknall zum Durchknall – Die absurde Jagd nach der Weltformel“ (Springer);

Im Einzelnen – lesen Sie weiter:

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Bericht aus dem Inneren des Skandals

Hugues Le Bret „Die Woche, in der Jérôme Kerviel beinahe das Weltfinanzsystem gesprengt hätte“, 280 Seiten, 18 €, Kunstmann, ISBN: 978-3888977220;

Die Geschichte liest sich so absurd, dass man sie nicht glauben möchte. Und doch gelang es einem kleinen, nicht einmal hoch bezahlten Aktienhändler im Januar 2008 die ehrwürdige Großbank Société Générale mit ihren 160.000 Mitarbeitern an den Rand des Bankrotts. Hugues Le Bret erzählt, wie das passieren konnte.

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Ossi-Mann, arbeitslos, trifft Wessi-Frau, gelangweilt

Alexander Osang „Königstorkinder“, 333 Seiten, 19,95 €, S. Fischer, ISBN: 978-3100576132;

Alexander Osang ist einer der bekanntesten deutschen Reporter. Er arbeitete für die Berliner Zeitung, für den Spiegel (aus New York) und für viele andere große Medien. Und er ist Ossi. Eine gute Mischung für einen Wiedervereinigungsroman, der punktgenau zum 20. Jahrestag der Einheit erschien.

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1700 Jahre Juden prägten Istanbul

Oksan Svastics „Jüdisches Istanbul“, 211 Seiten, 19,90 €, Mandelbaum, ISBN: 978-3854763291;

Von jüdisch-christlichen Werten ist zurzeit die Rede, wenn die Islamophoben wieder mal die deutsche Leitkultur verteidigen müssen. Istanbul hat eine uralte jüdisch-christliche-islamische Leitkultur. Die jüdische ist nicht so offensichtlich, aber sie lebt. Das zeigt dieser hochinteressante Reiseführer.

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