Unternehmer-Interessen wichtiger als Großmannssucht

Hartmut Pogge von Strandmann „Imperialismus vom Grünen Tisch“, 528 Seiten, 49,90 €, Ch. Links, ISBN: 978-3861535010;

Als die Welt schon verteilt war, da kamen dann endlich auch die Deutschen. Die europäischen Staaten hatten Amerika, Afrika, Asien und alle möglichen Inseln längst unter sich verteilt, als auch Deutschland Ende des 19. Jahrhunderts zugriff. Die Motive dieser Außenpolitik und die Funktion des sogenannten Kolonialrats hat Hartmut Pogge von Strandmann untersucht.

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Der Außenseiter hat keine Chance

Tristan Egolf „Kornwolf“, 430 Seiten, 26,80 €, Suhrkamp, ISBN: 978-3518420751;

Manche Künstler macht der Suizid unsterblich. Man denke an Kurt Cobain oder David Foster Wallace. Für den amerikanischen Schriftsteller und Musiker Tristan Egolf trifft das wohl nicht zu. Er hatte seinen Durchbruch noch nicht geschafft, als er sich 2005 erschoss. Schade:  „Kornwolf“, sein dritter, posthum auf deutsch erschienener Roman, verrät großes Potenzial.

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Nicht gerade Opium fürs Volk

Die Sehnsucht nach Werten, die Überforderung in einer globalisierten Welt – Themen wie diese beherrschen seit Jahren die Gazetten und auch den Buchmarkt. Ein paar der interessantesten, kritischen Bücher, in denen es um Sinn und Unsinn von Religion geht, stellen wir hier vor. Neuerscheinungen? Naja nicht nur, das „Traktat über die drei Betrüger“ erschien 1768 zum ersten Mal.

Vorgestellt werden:

Daniel C. Dennett „Den Bann brechen – Religion als natürliches Phänomen“ (Verlag der Weltreligionen);
Christian Schüle „Die Bibel irrt“ (Rowohlt);
Anonymus „Traktat über die drei Betrüger“ (Felix Meiner);
Richard Dawkins „Die Schöpfungslüge“ (Ullstein);

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Vom Ende des amerikanischen Traums

Philip K. Dick „Stimmen der Straße“, 432 Seiten, 22 €, Liebeskind, ISBN: 978-3935890724;

Er galt schon in meiner Jugend als einer der wichtigsten amerikanischen Autoren. Damals aber waren nur seine Science-Fiction-Werke in Deutschland bekannt, die später verfilmten „Blade Runner“ zum Beispiel oder „Minority Report“. Tatsächlich konnte er auch ganz anders.

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Die Geheimnisse des Süden

Zora del Buono „Big Sue“, 192 Seiten, 18 €, Mare, ISBN: 978-3866481350;

Ach, wie sehr liebe ich doch diese Filme aus dem Süden der USA, aus Alabama, Florida und South Carolina, diese schwüle Atmosphäre, die hohe Emotionalität, die Geheimnisse. Die Schweizerin Zora der Buono scheint diese Sympathie zu teilen. Warum sonst hätte sie ihre Geschichte sonst in Savannah/Georgia spielen lassen.

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Was unser Körper so alles verrät

Jan Sentürk „Positive Körpersprache – Entdecke die Sprache des Lebens“, 192 Seiten, 17,90 €, Bussinessvillage, ISBN: 978-3869800523;

Mal ganz ehrlich, das Dauergegrinse von dem Typen geht mir mächtig auf den Geist. Schauen Sie sich nur das Titelbild ein. Dieser Sentürk ist so einer von denen, die schon morgens vor dem Frühstück gute Laune verbreiten. Furchtbar! Und doch ist dieses kleine handliche Büchlein eine Fundgrube und – lesenswert.

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Inside der Lower East Side

Richard Price „Cash“, 528 Seiten, 19,95 €, S. Fischer, ISBN: 978-3100608109;

Wieder so ein Roman, der zeigt, dass es zurzeit kaum jemand so gut wie die Amerikaner  versteht, Geschichten zu erzählen und dabei ganze Universen aufblättern. Und so ist auch der vorgebliche Krimi „Cash“ weit mehr als nur eine Mordaufklärung. In seinem opulenten Bilderbogen erzählt Price wie der New Yorker Stadtteil Lower East Side funktioniert.

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Vom Leben und Sterben der Liebe

Rafael Yglesias „Glückliche Ehe“, 430 Seiten, 22,90 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608937077;

Bald 30 Jahre sind Enrique und Margaret verheiratet. Eine glückliche Ehe. Nun aber ist ihre Zeit zu Ende, den Margaret ist unheilbar an Krebs erkrankt. Der 56-jährige New Yorker Yglesias hat mit dem lebensklugen Roman nach 13 Jahren ohne Veröffentlichung sich selbst und seiner 2004 verstorbenen Frau ein Vermächtnis gesetzt.

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Zuhause im Nirgendwo

Melinda Nadj Abonji „Tauben fliegen auf“, 314 Seiten, 22 €, Jung und Jung, ISBN: 978-3902497789;

Ich muss zugeben, der Deutsche Buchpreis für diesen Roman hat mich gefreut, bevor ich Abonjis Werk kannte: Ein Migranten-Schicksal als Preisträger und ein kleiner, aber verdienstvoller Verlag – das klang gut. Und doch bleibt ein fader Beigeschmack. Denn Wawerzineks „Rabenliebe“ hat mich wesentlich mehr beeindruckt.

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Aus dem Leben einer Kleinstadt-Antiheldin

Elizabeth Strout „Mit Blick aufs Meer“, 352 Seiten, 19,95 €, Luchterhand, ISBN: 978-3630873305;

Das ist eigentlich kein richtiger Roman, sondern eher eine Sammlung von 13 Erzählungen. Im Mittelpunkt steht die Mathematik-Lehrerin Olive Kitteridge aus Crosby im US-Bundesstaat Maine, eine klassische Antiheldin, deren Leben uns die Autorin auf wundersame Weise entblättert. Dafür bekam sie voriges Jahr den Pulitzerpreis.

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