Kein Systemkritiker, schon gar kein Dichter

Rayk Wieland „Ich schlage vor, dass wir uns küssen“, 160 Seiten, 16,90 €, Antje Kunstmann, ISBN: 978-3888975530;

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20 Jahre nach dem Fall der Mauer ist’s, als hätte es die DDR nie gegeben. Und doch, sie war real, nie realer Sozialismus, aber doch irgendwie real mit all der (Spieß-)Bürgerlichkeit, der Stasi, der Liebesgeschichten und all jener unsinnigen, manchmal sogar richtig schlechten Gedichte, um die herum Rayk Wieland – zur Tarnung! – seinen Roman geschrieben hat.

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Istanbul in all seiner Zerrissenheit

Börte Sagaster/Manfred Heinfeldner „Istanbul – Ein literarische Einladung“, 137 Seiten, 15,90 €, Wagenbach, ISBN: 978-3803112538;

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Der moslemische Stadtteil Fatih ist vom westlichen Beyoglu so weit entfernt wie Kabul und New York. Räumlich natürlich nicht, da sind es nur ein paar Kilometer, aber kulturell liegen Welten dazwischen. Es gibt kaum eine Stadt auf der Welt, die so vielfältig ist wie Istanbul. Die beiden Herausgeber dieses lesenswerten Büchleins zeigen dies mit literarischen Mitteln.

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Und der Geist siegt am Ende doch

Hans-Jürgen Jakobs „Geist oder Geld – Der große Ausverkauf der freien Meinung“, 240 Seiten, 18 €, Pendo, ISBN: 978-3866121584;

Der Qualitäts-Journalismus ist auf den Hund gekommen, in Deutschland und weltweit. Geld regiert die Welt der Medien. Die Gier hat auch die Nachrichten-Branche erfasst: Es geht um die Jagd nach Rendite, nicht um die nach exklusiven Informationen. Die Konsequenzen tragen die Leser/Seher/Nutzer (Bürger) – und die Demokratie.

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Details eines unaufgeregten Lebens

Martina Hefter „Die Küsten der Berge“, 216 Seiten, 19 €, Wallstein, ISBN: 978-3835303300;

Am Anfang steht ein Bild aus der Kindheit, eines, das die namenlose Protagonistin nie vergessen hat: Ihre Freundin, die sich an einer Tankstelle eine Zigarette ansteckt. So normal diese Szene ist, so stellt sie doch einen Wendepunkt dar. Denn ihre Freundin ist seither verschwunden.

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In Samarkand treffen sich Zeiten und Wege

Daniel Schwartz „Schnee in Samarkand“, 988 Seiten, 49,95 €, Eichborn, ISBN: 978-3821858319;

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Dieses Buch sollte man nicht lesen wie ein normales Buch. Es ist einfach nicht normal. Der Untertitel „Reisebericht aus 3000 Jahren“, nun ja, er charakterisiert diesen opulenten 1000-Seiten-Wälzer wohl am besten. „Schnee in Samarkand“ ist allerdings eine neue Dimension.

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Die Empathie im fast nichts

Lorenz Langenegger „Hier im Regen“, 166 Seiten, 20 €, Jung und Jung, ISBN: 978-3902497505;

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Ach ja, die Schweizer. Erstaunlich, wie viele neue Schriftsteller die von der deutschen Politik so geschmähte Alpenrepublik in den vergangenen Jahren hervorgebracht hat: Katharina Faber, Alain-Claude Sulzer, Philipp Tingler und nun auch Lorenz Langenegger.

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Abenteuer Leben, Schicksal Emigration

Bettina de Cosnac „Gisèle Freund – Ein Leben“, 297 Seiten, 24 €, Arche, ISBN: 978-3716023822;

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100 Jahre alt wäre sie vor einem knappen halben Jahr geworden, am 19. Dezember 2008. Aus diesem Anlass veröffentlichte der Arche-Verlag eine detailreiche Biografie der berühmten Porträtfotografin und Fotojournalistin Gisèle Freund, die im ersten Viertel ihres Lebens noch Gisela Sophia Freund hieß.

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Warum wird man(n) ein Faschist?

Jonathan Littell „Das Trockene und das Feuchte“, 160 Seiten, 16,90 €, Berlin, ISBN: 978-3827008251;

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Jonathan Littell, hierzulande mit seinem kruden, monströsen 1400-Seiten-Wälzer „Die Wohlgesinnten“ wohl eher berüchtigt denn geschätzt, hat eine Mission: Die Erforschung des faschistischen Menschen. Statt dem fiktiven SS-Offizier Max Aue wie in „Die Wohlgesinnten“ hat er sich in dem Ergänzungsheftchen einem wirklichen Nazi gewidmet: Leon Degrelle.

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Die Idylle hat keine Zukunft

Alice Greenway „Weisse Geister“, 224 Seiten, 19,90 €, Mare-Buch, ISBN: 978-3866481015;

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An dem Ort, wo nebenan im Dschungel „der brüllende Schrei wilder Gibbons“ zu hören ist, endet die Kindheit von Kate (13) und ihrer älteren Schwester Frankie. Es ist 1967, wir sind in Hongkong, und der Vietnamkrieg bringt alles ins Wanken.

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Im Sonnenschein gibt’s keinen Sonnenschein

Christian Kracht „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“, 192 Seiten, 16,95 €, Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3462040418;

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So hätte es auch passieren können. Oder nicht. Wir befinden uns in einem scheinbar nicht enden wollenden Krieg totalitärer Systeme: Hier die von Lenin begründete Schweizer Sowjetrepublik (SSR), im Norden ein Bündnis von Deutschland und England, im Süden Italien – allesamt Faschisten. Und alle irgendwie verbündet mit dem Rest der Welt. Sogar mit Malawi.

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