Das Elend im Land der Sieger

Eduard Kotschergin „Sechs Jahre sind die Ewigkeit“, 235 Seiten, 19,99 €, Aufbau, ISBN: 978-3351035266;

Flüchtlingsschicksale sind in Deutschland ja kein neues Literaturthema, in Russland schon. Autor Eduard Kotschergin schildert hier die Odyssee eines Kindes. Als Dreijähriger, 1940, verliert der Junge seine Eltern. Der Vater ermordet im stalinistischen Terror, die Mutter, gebürtige Polin, wird als angebliche Spionin ins Lager gesperrt. Bis Kriegsende muss der Junge im sibirischen Waisenhaus ausharren. Dann sucht er seine Mutter.

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Blick hinter die Geheimnisse

Linn Ullmann „Das Verschwiegene“, 352 Seiten, 19.99 €, Luchterhand, ISBN:978-3630874098;

Dies ist die Geschichte einer Familie. Alles erscheint in Ordnung, doch wer die Oberfläche beseite schieben kann, stößt auf jede Menge Verwerfungen, auf Unausgesprochenes und Verletzung – das Verschwiegene eben. Und diese Familiengeheimnisse prägen den Umgang und das Glück der Betroffenen viel mehr als jeder in diesem System ahnt.

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Das Gute am Krieg

Ian Morris „Krieg, wozu er gut ist“, 529 Seiten, 26,99 €, Campus, ISBN: 978-3593397160;

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Der Titel dieses neuen Bestsellers von Ian Morris ist schon die pure Provokation. Der Inhalt steht dieser aber in nichts nach: Krieg, so Morris‘ These, hat die Welt besser gemacht. Er war eine Triebfeder des Fortschritts, behauptet der Autor, justamente im Jubiläumsjahr des Ersten Weltkriegs.

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Wie viel Verrat verträgt die Familie?

James Meek „Liebe und andere Parasiten“, 560 Seiten, 22,99 €, DVA, ISBN: 978-3421045867;

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Von Moral ist viel die Rede in diesem Roman. Vor allem aber von Fehlen von Moral. Da ist der Journalist Val, der unbedingt Bec heiraten will, die aber lieber weiter nach Malaria-Heilmitteln forscht. Nun droht Val Becs Bruder, den einstigen Rockstar, öffentlich hinzuhängen wegen dessen Affäre mit einer Minderjährigen. Reichlich viel für ein Buch, oder?

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Die wahre Kindheitsgeschichte

Karl Ove Knausgard „Spielen“, 576 Seiten, 22,99 €, Luchterhand, ISBN: 978-3630874128;

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Was Karl Ove Knausgard hier versucht, ist nicht anderes als eine Zeitgeschichte seines Landes. Nach „Sterben“ und „Lieben“, den beiden ersten Werken dieses Mammutprojekts“, ist der Norweger nun in der Kindheit angelangt und erzählt in „Spielen“ von zwei Parallelgesellschaften, die sich so gut wie nie begegnen, den Erwachsenen und den Kindern.

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Das Leben ist Gewäsch

Brigitte Kronauer „Gewäsch und Gewimmel“, 651 Seiten, 26,95 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608980066;

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Vergangenes Jahr wurde seiner gedacht, ganz groß in seiner Heimat Oberfranken. Die Rede ist von Jean Paul, der 250. Geburtstag feierte, und der bekannteste, unbekannte Dichter ist. Brigitte Kronauer, die deutsche Sprachästhetin, hat ihn immer zu ihren Vorbildern gezählt. Ihr neuer Roman ist eine Hommage an Jean Paul, eine, die ihm gerecht wird.

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Auf den Spuren des alten Goethe

Hans Pleschinski „Königsallee“, 393 Seiten, 19,95 €, C. H. Beck, ISBN: 978-3406653872;

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Es hätte tatsächlich so stattfinden können, doch die Geschichte ist erfunden. Diese Geschichte einer Begegnung. Im Sommer 1954 weilte der 79-jährige Nobelpreisträger Thomas Mann mit Familie im noblen Hotel Breidenbacher Hof“ auf der noblen Königallee im noblen Düsseldorf. Das ist verbürgt. Nicht passiert ist hingegen, dass er dort Klaus Heuser traf, mit dem er 30 Jahre vorher eine Liebesbeziehung hatte.

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Bond, James Bond – aber nicht mehr

William Boyd „Solo“, 368 Seiten, 19,99 €, Berlin, ISBN: 978-3827011589;

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Kann die Kopie so gut sein wie das Original? Selten. Auch in diesem Fall gelingt das nicht. Dem englischen Thriller-Autor William Boyd gelingt zwar in „Solo“ eine teilweise Wiederbelebung von Ian Flemings unsterblichen James Bond, aber es fehlt der Geschichte an Spritzigkeit, und der neue 007 wirkt bisweilen ein wenig eingerostet.

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Was Kolumbus nie verstanden hat

Stefan Rinke „Kolumbus und der Tag von Guanahani 1492“, 192 Seiten, 24,95 €, Theiss, ISBN: 978-3806224689;

1492, dieses Datum kennt jeder, ebenso wie 1789, das Jahr, als die Französische Revolution begann, oder 1945, als der Zweite Weltkrieg endete. 1789  setzte mit dem italienischen Seefahrer Christoph Kolumbus (angeblich) erstmals ein Europäer seinen Fuß auf den amerikanischen Kontinent. Die Geschichte dieser Seefahrt kennt jedes Kind, und trotzdem erzählt sie der Wissenschaftler Stefan Rinke noch mal ganz neu, mit vielen spannenden Details.

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