Al Qaida ist nicht der Islam

Olivier Roy „Der falsche Krieg“, 191 Seiten, 19,95 €, DVA, ISBN: 978-3886808847;

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Auf der einen Seite der aufgeklärte Westen und das Christentum, auf der anderen Seite der nicht aufgeklärte Osten und die islamische Bedrohung. Doch der „Krieg den Terror“ ist nicht zu gewinnen“, sagt der renommierte französische Wissenschaftler Olivier Roy – und definiert das Problem ganz neu.

„Wir müssen aufhören, die Welt durch die Zerrbrille von Al Qaida zu betrachten, denn darin liegt ihre einzige Macht. Das Bild von einer muslimischen Welt, die unter dem Banner des Islam geeint ist und sich anschickt, den Westen anzugreifen, ergibt keinen Sinn.“ So lautet Roys Kernthese.

Den „Clash der Kulturen“, den Huntington in seinem gleichnamigen Bestseller beschrieben hat, gibt es nicht, sagt der Pariser Islamwissenschaftler. Im Gegenteil: Islamische Terroristen speisen sich aus internen Konflikten, denn es gebe keine einheitliche Strategie der Moslems. Entscheidend seien die regionalen Konflikte im Nahen Osten und jene zwischen Sunniten und Schiiten.

Die Bedeutung und die Fähigkeiten von Al Qaida werden überschätzt. Sie hat auch keine politische Vision, keine Idee. Al Qaida kennt kein Morgen – wie die Selbstmordattentäter im Nahen Osten. Das ist die Botschaft von Olivier Roy.

Als terroristische Organisation ist Bin Ladens Truppe aber auch nicht auf dem Schlachtfeld zu besiegen, wie die Amerikaner dies seit dem Einmarsch in den Irak 2001 vergeblich versuchen. Und so nehmen die Muslime in diesem weltweiten Konflikt vor allem eins wahr: Dass die Armeen des Westen ihre territoriale Autonomie nicht anerkennt.

Dieses Buch ist Pflichtlektüre für jeden außenpolitisch Interessierten.

Bewertung: *****

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