Paradoxe Bildräume, gegenläufige Perspektiven

Michael Borremans „Eating the Beard“, 240 Seiten, 29,80 €, Hatje Cantz, ISBN: 978-3775728355;

Den Titel schmückt eine Hand, grün eingefärbt. Auch das Bild „On Display“ von 2007 zeigt ein fast fotohaftes Gemälde, einen jungen Mann, der konzentriert nach unten auf einen kleinen Bildschirm blickt. Michael Borremans aus Belgien ist einer der wichtigsten Künstler der jungen figurativen Malerei. Eine Auswahl seiner bisweilen rätselhaften Zeichnungen, die emotionsreich sind und Menschen in ungewöhnlichen Situationen zeigen, sind in diesem Ausstellungskatalog abgebildet.

Der Belgier ist auf vielen Bühnen aktiv, in der bildenden Kunst ebenso wie im Film. Hier wie dort stellt er menschliche Entfremdung in den Mittelpunkt. Die Werke bestehen aus  Andeutungen, die dem Betrachter viele  Interpretationsmöglichkeiten anbieten, ohne jedoch ein Gesamtbild zu fertigen. So präsentiert sich Flüchtiges neben Standhaftem, Wirklichkeit neben Erfundenem, Realismus neben  Ironie.  Borremans thematisiert Konflikte der menschlichen Existenz.

Die paradoxen Bildräume seiner Zeichnungen sind durchdrungen von gegenläufigen Perspektiven und Größenverhältnissen, von Formungen und Deformierungen, Wirklichkeit und Inszenierung. Sie zeigen Modellwelten, die als Bild im Bild erscheinen und dabei von riesigen BetrachterInnen beobachtet werden, oder Personen, die etwas modellieren, konstruieren oder in merkwürdige Experimente vertieft sind. Museale, Bühnen- oder öffentliche Räume werden als Schauplätze verhandelt, in denen die Positionen von Betrachtenden und Betrachtetem ständig umschlagen, in denen die Exponate, Aufführungen oder Monumente viel zu groß sind, um von den winzigen Schaulustigen noch in Augenschein genommen werden zu können“, heißt es bei „Studio 5555“.

Bewertung: ****

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