Von der Faszination roter Farbräume

Mark Rothko „Retrospektive“, 220 Seiten, 39,90 €, Hirmer, ISBN: 978-3777439358;

Er ist der bekannteste unbekannte Maler. Der lettisch-amerikanische Künstler Mark Rothko, der seinem Leben 1970 ein Ende gesetzt hatte, hat mit dem vergangenes Jahr für 72,8 Millionen Dollar verkauften „White Center“ eines der zehn teuersten Gemälde der Geschichte geschaffen. Seine Kunst verlangt den Betrachtern allerdings viel ab.

Wer einen Einblick in die Werke des 1903 als Marcus Rothkowitz gewinnen möchte, dem sei dieser wunderbare Bildband empfohlen – der Katalog zu einer Ausstellung, die im Frühjahr in München, im Sommer in Hamburg und seither in der Tate-Gallery in London zu sehen ist.

Bekannt wurde der abstrakte Expressionist Rothko durch großformatige Kompositionen mit zwei, in der Regel drei leuchtenden Farbflächen. Die übereinander gestellten Farbflächen überlagern sich an den Schnittkanten durch weiche Übergänge und erzeigen so ganz unterschiedliche Stimmungen beim Betrachter.

Die „Retrospektive“ ist auch für Kunstfreunde interessant, die nicht in der Ausstellung waren – dank einer ausführlichen Einführung in das Leben und Werk des als Zehnjähriger in die USA emigrierten Juden. Max Ernst und Henri Matisse gehörten zu den künstlerischen Vorbildern von Rothko, der bis Ende der 40er Jahre noch annähernd gegenständlich arbeitet.

Aber auch seine Farbfeld-Gemälde („Multiforms“) veränderten sich – von leuchtendem Rot zu Braun- und Grautönen. Rothko zu seiner Arbeit: „Ich bin kein Abstraktionist. Mich interessiert nicht das Verhältnis von Farbe oder Form oder irgend so etwas. Mich interessieren nur die grundlegenden menschlichen Emotionen: Tragödie, Ekstase, Schicksal.“

Ein lohnender Bildband. Er dokumentiert das Leben eines großen Künstlers: bis zu seinen grau-schwarzen Bildern am Lebensende, die die tiefe Verzweiflung Rothkos zeigen, die sich in dessen Freitod Luft machte.

Bewertung: *****

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