Über das elende und das liebenswerte Rom

Pier Paolo Pasolini „Rom, andere Stadt“, 111 Seiten, 24,90 €, Corso, ISBN: 978-3862600014;

Pier Paolo Pasolini ist schon lange tot, genauer seit 1975, als er unter bis heute ungeklärten Umständen nahe Rom ermordet wurde. Und trotzdem sind seine Liebeserklärungen an die „Ewige Stadt“ bis heute aktuell. Rom, die „grande metropoli populare“. In einer liebevollen Edition mit vielen, historischen Duotone-Fotografien von Herbert List sind diese Erzählungen, Tagebucheinträge und Gedichte hier erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht worden.

1950 war Pasolini mit seiner Mutter nach Rom gezogen, aus der tiefen Provinz im Friaul wurde er von der Weltstadt umarmt. Er war nicht freiwillig gekommen. Als ruchbar wurde, dass er schwul ist, hatte er seine Existenz verloren: Er flog als Volksschullehrer raus und sogar die Kommunistische Partei schloss ihn aus. So wurde er Schriftsteller und erkundete fortan seine neue Heimatstadt Rom.

Weniger als die touristischen Ziele und die Zentren von Politik und Wirtschaft interessierte ihn das Leben der einfachen Leute, deren Chronist er wurde. Er beschrieb das Elend der herumlungernden Tagediebe und der Obdachlosen, beobachtete das laute Treiben auf den Märkten und beobachtete die Prostituierten, die ihren Geschäften nachgingen und „Das Rom der Gauner“, wie eine der Reportagen in dem Buch heißt.

Pasolini hat Rom in seiner ganzen – bis heute spürbaren – Widersprüchlichkeit abgebildet: „Was ist Rom? Welches Rom? Wo endet Rom und wo beginnt es? Rom ist sicher die schönste Stadt Italiens, wenn nicht der ganzen Welt. Doch es ist auch die hässlichste, gastfreundlichste, dramatischste, üppigste und elendste aller Städte.“

Bewertung: *****

 

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