Appetit auf die türkische Küche

Sylvia Winnewisser „Türkei – Das Kochbuch“, 256 Seiten, 19.95 €, Fackelträger, ISBN: 978-3771644093;

Tuer_koch

Der gemeine Westeuropäer denkt bei türkischem Essen an Döner. Mehr fällt ihm meistens nicht ein, nicht einmal wenn er schon an der türkischen Riviera im zweiwöchigem Badeurlaub seinen Luxuskörper bräunen ließ. Ein Mangel, und was für einer, ist doch das türkische Essen extrem vielseitig.

Das anatolische Hochland ist eine der ältesten Kulturlandschaften der Welt. Immer wieder hinterließen Völkerwanderungen ihre Spuren: Turkstämme aus Mittelasien, christliche Armenier, russische Eroberer, Griechen, Migranten aus dem Nahen Osten und und und. Und alle hinterließen kulinarisch ihre Spuren.

Aus Mittelasien kommen einfache Fleischgerichte, Kebabs und Milchspeisen, aus Armenien die Pilaws  aus Reis, Nüssem, Rosinen und Gemüse. Und auch der russische Borschtsch wurde in der Türkei heimisch. Noch dazu hat Essen einen hohen kulturellen und sozialen Stellenwert: Zu den Mahlzeiten trifft sich die Familie.

So viel zum Hintergrund: Interessant ist natürlich, welche Rezepte das Buch bietet.Die Vorspeisen, türkisch Meze, sind mir am liebsten: Alle Arten von angebratenem Gemüse, Fischrogen-Paste (Tarama) und gefüllte Weinblätter kennt man auch aus Griechenland. Hummus (Kichererbsenpaste), Hühnerfleischbällchen eher aus dem arabischen Raum.

Suppen haben eine lange Tradition in der Türkei, ob mit viel Einlage (Bohnensuppe mit Lamm) oder gebunden und scharf (Rote Linsensuppe mit Chili). Besonders empfehlenswerte: Gurkensuppe mit Minze, sie wird kalt genossen.

Bei den Fleischgerichten dominieren Lamm und Geflügel. Fisch allerdings kann gar nicht so gut sein wie in der Türkei. Wer einmal an einem lauen Frühlingsabend in einer Istanbuler Kneipe direkt am Bosporus, möglichst auf der asiatischen Seite, eine frisch gefangene Dorade gegessen hat, wird dies nie vergessen. Gleichwohl lassen sich Sardinen in Weinblättern oder das Seeteufel-Kebab natürlich auch hierzulande nachkochen.

Und dann sind da noch die Süssspeisen: Die Türken mögen’s gerne richtig süß. Das auf Früchten servierte Revani enthält zum Beispiel vier Mal so viel Zucker wie Mehl. 1752 Kilokalorien pro Person sind ein stolzer Wert. Orientalischen Zauber entwickelt hingegen Fstliki Kadayif, dessen Träger Engelshaar-Nudeln sind und seine Raffinesse aus Pistazien erhält.

Ein Standardwerk, das Lust macht auf mehr!

Bewertung: *****


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