Bowie prägte Berlin, Berlin prägte Bowie

Tobias Rüther „Helden: David Bowie und Berlin“, 222 Seiten, 19,90 €, Rogner & Bernhard, ISBN: 978-3807710310;

bowie

Das Berlin des David Bowie ist im Hauptstadtrausch schon lange untergegangen, jenes Berlin, das der britische Muti-Künstler später eimal die „Hauptstadt des Heroins“ nannte, jenes Berlin, dem Kriegsdienstverweigerer und Hausbesetzer seien Stempel aufdrückten. Tobias Rüther bringt uns mit seinem „Helden“ Bowie zurück in die wilden 70-er.

Gut 30 Jahre ist es her, dass Bowie sich in der Mauer-Stadt niederließ, in der Schöneberger Hauptstraße Tür an Tür mit Iggy Pop wohnte und mit „Low“, „Heroes“ und „Lodger“ drei bis heute richtungsweisende Pop-Alben aufnahm. Bowie und (West-)Berlin, das ist ein Mythos bis heute und einer, um den sich viee Legenden ranken.

Wie gesagt Legenden. Vieles davon hat sich wohl nie so zugetragen, wie jene als Bowie un Pop mit ihrem legendären Mercedes 600 das Auto eines Dorgendealers zerlegt haben – auf offener Straße. Eine Geschicht, die Bowie später gerne erzählt hst, er ist nunmal ein begnadeter Erzähler.

Real sind all die Orte, die Bowie wichtig waren, seine Zwei-Zimmer-Wohnung in der Schöneberger Hauptstraße 155, die Hansa-Studios, das Café Neues Ufer, das damals noch Anderes Ufer hieß, das Brücke-Museum, in das der Künstler bevorzugt mit dem Fahrrad fuhr.

Rüther, FAZ-Redakteur und bei Bowies Ankunft in Berlin gerade mal drei Jahre alt, hat sich auf Spurensuche begeben, und er tut dies als Journalist. All den Firlefanz, all die Anekdoten, die um die drei Berlin-Jahre kreisn, hat er außen vorgelassen und dabei doch die Liebe zum Sujet nicht vergessen.

Bowie war ein kranker Mann, als er nach Berlin kam, ausgemergelt von seiner Drogensucht. Die Mauer war für ihn das Sinnbild des Wahnsinns, und so forderte er in seinem legendären Song „Heroes“ schon deren Fall, as der Kalte Krieg noch festgemeißelt schien:

„I, I remember/ Standing by the wall/ And the guns shot above our heads/ And we kissed as though nothing could fall/ And the shame was on the other side/ Oh we can beat them for ever and ever/ Then we could Heroes just for one day“

Bowie prägte Berlin, Berlin prägte Bowie oder noch krasser: Brlin = Bowie – das ist Rüthers These, und das macht sein Buch interessant, auch für jene, die mit der Musik des genialischen Briten nichts anzufangen wissen.

Auch wenn Rüther den heute 62-jährigen Musiker, Maler, Schauspieler und Produzenten Bowie niemals sprach, so recherchierte er intensiv, unterhielt sich mit Zeitzeugen und Weggefährten und interpretierte dessen angebliche Liebäugelei mit dem Faschismus als Kritik an en Zuständen in der englischen Heimat.

Ein Stück Zeitgeschichte, ein Stück Popgeschichte, und wer die ebenfalls bei Rogner & Bernhard erschienene opulente Iggy-Pop-Biografie liest, weiß zweifellos mehr.

Bewertung: ****

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