Kindertage zwischen Drogen und Hiphop

Snoop Dogg „Love don’t live here no more“, 200 Seiten, 14,90 €, Schwarzkopf & Schwarzkopf, ISBN: 978-3896028099;

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Ulysses Jeffries lebt in Long Beach. Als seine Mutter sich ihrer Tante annähert und in einen – man möchte fast wagen – religiösen Wahn abrutscht, sucht der Junge Freundschaft und Anerkennung bei einem Drogendealer. Eine klassische Hiphop-Karriere, die Ikone Snoop Dogg hier erzählt.

Auch der junge Snoop Dogg verfiel einst den Verlockungen der Gruppendynamik. Mit seiner Gang geriet er im Drogensumpf auf kriminelle Abwege – als angeblicher Mörder und als Drogendealer. Inzwischen hat er als einer der weltweit erfolgreichsten Rapper sogar ein eigenes Plattenlabel. Seine neue CD „Ego Trippin“ erscheint diesen Monat, unmittelbar nach dem autobiografischen Roman.

Wie einst Dogg verbringt Protagonist Ulysses (unbescheiden inspiriert von James Joyces „Ulysses“ und Homers Odysseus) seine Zeit als Suchender auf der Straße. Seiner allein erziehende Mutter ist völlig überfordert mit ihren beiden Söhne.

Sie such Hilfe bei ihrer religiös-fanatischen Tante. Dazu treten auf ein verhasster Stiefvater oder besser Liebhaber der Mutter und ein nichtsnutziger Onkel. Ulysses kapselt sich ab, vergräbt sich in heimlich geschriebene Texte und gerät zunehmend unter den Einfluss von Dealer Buddha, der ihm den großen Bruder und den Vater zugleich ersetzt.

Snoop Doggs Erstling erfüllt alle Klischee-Vorstellungen: So stellt man sich in der Bürgerlichkeit den Sündenpfuhl amerikanischer Vorstädte vor. Zielgruppe des Musikers und seines Co-Autors David E. Talbert sind allerdings seine jungen Fan. Und so ist auch die Sprache des Buches: Direkt, viel direkte Rede, viele Schnitte – fast wie ein Comic ohne Bilder ein Drehbuch.

Literarisch nicht wertvoll, aber sehr authentisch. Allerdings überwiesen die Übersetzer bei der Übertragung aus der Rapper-Sprache nicht immer eine glückliche Hand. Viele Begriffe wären im Original korrekter gewesen.

Gleichwohl ein interessantes Buch mit vielen Einblicken in eine Welt, die außer in Problemfilmen nur noch in Musikclips auftaucht. Ein Must für Hiphop-Fans und wieder mal ein Scoop für den Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf. Der offene Schluss des Buchs lässt uns eine Fortsetzung erwarten.

Bewertung *****

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