Scheitern in der Hochzeitsnacht

Ian McEwan, „Am Strand“, 208 Seiten, 18,90 €, Diogenes Verlag, ISBN: 978-3257066074;

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Es geht um ein Paar, und es geht um Sex, um die Vereinigung in Liebe, in einer einzigen Nacht, der Hochzeitsnacht. Ein düsteres, eindringliches Buch in fünf Kapiteln. Ein eindrucksvoller Versuch – und doch seltsam kühl. An die Qualität seiner früheren Werke kommt der vielfach ausgezeichnete Commander of the British Empire ausgezeichnete englische Schriftsteller diesmal nicht heran.

McEwan ist zurzeit in aller Munde, aber nicht wegen des „Strands“, sondern wegen des Hollywood-Schlagers „Abbitte“- auch dies die Geschichte einer tragischen Liebe, einer die Jahrzehnte währt.

„Am Strand“ ist ein schmales Büchlein über ein furchtbares Scheitern. Es ist Juli 1962, mitten in der Prüderie der Nachkriegsjahre. Edward und Florence haben geheiratet, die Hochzeitsnacht steht bevor – und macht dem unerfahrenen Liebespaar Angst. Sie machen falsch, was sie falsch machen können – und zerbrechen daran.

Eine Leseprobe:  „Sie wußte auch, wie erbärmlich sie sich benahm.  (…)  Der letzte Akt konnte nicht endlos hinausgezögert werden. Immer näher kam der entscheidende Augenblick, und sie stürzte sich ihm auch noch kopflos entgegen. Sie war in einem Spiel gefangen, dessen Regeln sie nicht durchbrechen konnte.

Es gab kein Entrinnen, und deshalb zerrte sie Edward zur offenstehenden Tür, zum Schlafzimmer und zu dem schmalen Himmelbett mit dem glatten weißen Überwurf. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, sobald sie dort ankamen (…) In den wenigen Sekunden, die ihr noch blieben, gehörten Mund und Zunge wieder ihr allein, und sie konnte atmen, konnte versuchen, die Fassung wiederzugewinnen.“

Bewertung: ***

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