Ein Krimi, der auch Sittengemälde ist

Louise Welsh „Das Alphabet der Knochen“, 432 Seiten, 22 €, Antje Kunstmann, ISBN: 978-3888976766;

Ein guter Krimi lebt von seinen Geheimnissen. Ein guter Krimi sollte aber auch virtuos starten und irgendwann ein (überraschendes) Ende finden. Insofern hat es mir „Das Alphabet der Knochen“ trotz vieler Geheimnisse und spätem Suspense mit über 400 Seiten nicht ganz leicht gemacht.

Louise Walsh führt ihre Leser in ihren Wohnort Glasgow. Literaturprofessor Murray Watson will sich endlich daran machen, den Nachlass des in den 70er Jahren als junger Mann verstorbenen, von ihm hoch verehrten  Dichters Archie Lunan aufzuarbeiten und eine Biografie zu schreiben. Wie aber kommt man einem Menschen auf die Spur, der nicht mehr hinterlassen hat als einen Karton mit Gedichten?

Doch hinter Lunan, von dem Prof. Murray seit der Pubertät fasziniert ist, steckt offenbar weit mehr als ein paar Gedichte. Der junge Archie war in den 70ern Teil eines Dichterzirkels, in dem es um die Kunst aber auch um Drogen und Alkohol ging. Murray taucht immer tiefer ein das Leben seines einstigen Idols, der unter ungeklärten Umständen beim Segeln vor der schottischen Küste umkam.

So weit so gut. Krimihaft wird’s erst, als sich der Professor auf die Spur der einstigen Freundin begibt. Mehr soll hier nicht verraten werden.

Louise Welsh lässt sich Zeit mit der Geschichte, entblättert einen exaltierten 70-er Jahre Lebenslauf und stellt ihn einer heutigen Existenz gegenüber. Ein strenger Lektor, der sich traut, manche Passagen zu kürzen oder ganz wegzulassen, hätte dem Roman allerdings nicht geschadet.

Bewertung: ****


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