Aus Italiens bleiernen Jahren

матрациWalter Veltroni „Die Entdeckung des Sonnenaufgangs“, 155 Seiten, 17,90 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608937046;

Dass Politiker (politische) Bücher schreiben, ist nun nicht wirklich spektakulär. Dass sie einen Roman herausbringen schon. Walter Veltroni, von 2001 bis 2008 Bürgermeister von Rom und bei den 2008er Parlamentswahlen Spitzenkandidat seiner Mitte-Links-Partei PD, hat eine Geschichte aus der Zeit des Linksterrorismus geschrieben.

Die bleierne Zeit heißen diese Jahre in Italien, als sich Rote Brigaden und der italienische Staat erbitterte Kämpfe lieferten, ähnlich wie in den späten 1970-er Jahren auch die RAF und der deutsche Staat.

Im Mittelpunkt des Romans steht der Archivar Giovanni Astengo. Er führt ein ruhiges Leben, ist aber unzufrieden damit: Die Ehe läuft eher schlecht, seine Tochter ist behindert, und der Sohn will nichts von ihm wissen. Er interessiert sich nur für Bücher.

Und so denkt Astengo über sein Leben nach. Schuld an seinem Schicksal sei der Vater, glaubt er, weil dieser einst von einem Tag auf den anderen verschwand und es bis heute keine Nachricht über seinen Verbleib gibt. Der Archivar, geübt im Quellenstudium, beginnt die eigenen Spuren zu erforschen.

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Im alten Ferienhaus seiner Familie nimmt er die Spur zu sich selber auf und versucht die Geschichte aus verborgenen Erinnerungen heraus zu rekonstruieren. Er stößt auf  einen Freund des Vaters, einen Architekturhistoriker, den die Roten Brigaden damals ermordeten, und löst Schritt für Schritt die Rätsel seiner eigenen Kindheit.

Eine spannende, sehr plausible Geschichte aus dem unbekannten Italien, gut übersetzt und flüssig geschrieben.

Bewertung: ****

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