Die Liebe zu fremden Orten

Matthias Zschokke „Auf Reisen“, 240 Seiten, 18,90 €, Ammann, ISBN 978-3250601272;

zschokke

Wenn jemand eine Reise tut … Hier  erfüllt sich endlich dieser viel zitierte Satz von Matthias Claudius. Der Schweizer Matthias Zschokke hat tatsächlich viel zu erzählen. Für den Züricher Tagesanzeiger war  der Wahlberliner etliche Male „Auf Reisen“ – ohne Reiseführer.

Der letzte Hinweis ist entscheiden. Denn Zschokke führt uns bekannte und unbekannte Gegenden auf eine ganz eigene Weise vor. Ohne Vorbehalte kommt der inzwischen 54-Jährige nach Baden-Baden, Porto und Rotterdam, besucht Weimar und Budapest und erzählt, was er sieht.

Der Urururenkel des Schriftstellers Heinrich Zschokke aus Magdeburg führt eine Tradition fort, die in der Zeit seines berühmten Vorfahren populär war: Der Reiseroman, amüsant und kenntnisreich und das ohne auf Pilgerreise zu sein.

Los geht’s in Berlin:  „Nach Jahren erst lernte ich zu akzeptieren, dass es in Berlin nirgends besser ist als da, wo ich mich gerade aufhalte. Seither übe ich mich täglich darin, die ewige Angst zu verdrängen, das Glück sei dort, wo ich nicht bin, und versuche, das Schöne im Grauen zu entdecken.

Zu entdecken gibt es in Berlin ohnehin nichts, und so reist er mal hierhin, mal dorthin und kommt irgendwann im Nahen Osten an, in Amman, der Hauptstadt Jordaniens. Hier, wo es exotisch wird, ist Zschokke am stärksten.

Er geht auf die Menschen zu, spricht mit ihnen und porträtiert sie auf lesenswerte Weise, Spaziergänger ebenso wie Fieranten und Hotelangestellte. „Der Ausgewogenheit zuliebe müsste ich auch die Schattenseiten aufzählen (…) Dazu habe ich aber keine Lust. Schlechtes zu denken, tötet das Vergnügen und verdirbt die Laune.“

Wer Reisen liebt und ausgetretene Pfade verlässt, möge dieses Buch lesen. Es Zschokke nachzumachen, fällt allerdings schwer: Wer hat schon so viel Urlaub?

Bewertung: ****

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