Tom Drury „Die Traumjäger“, 255 Seiten, 19,90 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608936070;
Von Talent kann man da nicht reden, der Mann ist immerhin schon 52. Und trotzdem ist Tom Drury, in seinem Heimatland USA längst ein Klassiker, hierzulande noch unbekannt. Das könnte sollte sich mit „Die Traumjäger“, dem ersten ins Deutsche übersetzten Roman, ändern.
Drury hat eine feine amerikanische Gegenwartsgeschichte geschrieben. Es geht um eine Patchwork-Familie im Mittleren Westen – poetisch erzählt, mit Humor und Empathie, aber immer ehrlich.
Die Darlings stehen schon zum zweiten Mal im Mittelpunkt einer Drury-Geschichte : Charles ist Klempner, seine Frau Joan war Schauspielerin. Micah (7) ist ihr gemeinsamer Sohn und Lyris (16) entstammt einer früheren Beziehung Joans und hat eine Odyssee von Heimen und Pflegefamilien hinter sich. Und jeder hat seinen eigenen Traum.
„Die Traumjäger“ beschränkt sich auf vier Tage im Herbst, ein verlängertes Wochenende, Freitag bis Montag. Mit präzisen, aber auch sehr ausgefallenen Darstellungen beschreibt Drury das Leben in der amerikanischen Provinz, ein Leben zwischen Laptop und Lederhose.
In diesen vier Tagen zerbricht das fragile Gleichgewicht der Familie als Joan Charles mitteilt, sie trenne sich für einige Monate von ihm. Der Grund: Er glaube nicht mehr an sie. Wie viele solcher Schicksale werden sich gerade zurzeit in der verheerenden Immobilienkrise ereignen? Immerhin veröffentlichte Drury die „Traumjäger“ schon vor acht Jahren.
Ein Klassiker.
Bewertung: *****