Und er wurde doch nicht ermordet

Oliver Hilmes „Ludwig II. – Der unzeitgemäße König“, 448 Seiten, 24,99 €, Siedler, ISBN: 978-3886808984;

Hilmes_Ludwig

2011 war das große Ludwig-II.-Jahr, mit unzähligen Neuveröffentlichungen über den Märchenkönig. Und erst zwei Jahre später kam der renommierte Wagner-Kenner Oliver Hilmes mit seiner Biografie von Ludwig II. auf den Markt. War da nicht wirklich schon alles gesagt? Nein, der Hilmes lohnt sich.

Der Bestsellerautor hatte gegenüber all den anderen Forschern einen Vorteil. Er durfte in das „Geheime Hausarchiv“ der Wittelsbacher und dort den Nachlass des Königs einsehen – für den seriösen Historiker die Voraussetzung, dass er dieses Werk schrieb.

Mit zwei Mythen räumt Hilmes in seiner Monografie auf, auch wenn er die Spekulationen kaum beenden wird. 1. Ludwig wurde nicht erschossen, er ertrank im Starnberger See. Laut den Augenzeugenberichten, die Hilmes las, war auf dem Leichnam des Königs, als er aus dem See gezogen wurde, keine Schusswunde zu sehen, kein Blut, kein Indiz für einen Mord.

Und 2. Ludwig war schwul, nicht etwa ein Schwärmer. Nein, er stand auf Männer, ganz einfach. Für den Betroffenen war das angesichts der Vorbehalte seiner Zeit ein riesiges Problem. Er hielt sich für schwer krank und nahm Drogen aller Art – natürlich vergeblich. Sein Leid wurde nur noch größer.

Hilmes geht sogar noch weiter. Nicht die Schulden, die der König für den Bau seiner Schlösser anhäufte, hätten zu seiner Absetzung geführt, sondern seine sexuelle Orientierung bzw. deren Folgen und dadurch eine Entfremdung vom Staatsapparat.

Außerdem plante Ludwig einen Putsch gegen das Kaiserreich. Und er wollte Bayern eintauchen gegen ferne Länder, ja sogar gegen Afghanistan. Was dann wohl aus dem Freistaat geworden wäre …

Bewertung: *****

 

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