Hinter jeder Serie steckt die Angst zu scheitern

Franz Dobler „Aufräumen“, 208 Seiten, 17,90 €, Antje Kunstmann, ISBN: 978-3888975073 (als bvt-Taschenbuch, 8,95 €);

Dpobler

Nicht mehr ganz neu, der (vor zwei Jahren erschienene) neue Franz Dobler, aber immer eine Empfehlung wert. Der Titel ist Programm: Aufräumen, also sein Leben aufräumen, das will Beat, ein Mann am Rande der Gesellschaft. Er hat die Schnauze voll, er will raus, er weiß nur nicht wie.

Dobler stammt aus Schongau, einem kleinen Provinznest im oberbayerisch-schwäbischen Grenzgebiet, weit genug von München, um vom Sog der Großstadt nicht erfasst zu sein. Jetzt wohnt er in Augsburg. Sehr viel anders ist das auch nicht. Und so hat sich der 50-Jährige seine Wut bewahrt: Er sei der  „letzte verdammte Punkrocker aus seiner Generation“, sagte er mal in einem Interview.

Aufräumen beschreibt 24 Stunden im Leben von Beat, des Aushilfs-Kellners, Aushilfs-DJs und Aushilfs-Pornobilderfotografen. Er ist inzwischen „too old for Rock’n’Roll, too young too die“, wie einst Ian Anderson von Jethro Tull gesungen hat.

Beat ist kein Schweizer, man könnte seinen Namen also vielleicht auch [biet] aussprechen, da ist sie wieder die Musik. Einer Frau fällt eine Kiste aus der Hand. Darin sind lauter alte Singles – wieder ist’s Musik. Und noch ein wiederkehrendes Motiv gibt’s in dem atemlosen Roman: Die Serie.

Alles, was wiederkehrend passiert, ist Beat unheimlich. Dass ihm immer wieder alte Frauen über den Weg laufen, zum Beispiel. Die Ziffern vier und fünf, als 45er, die Waffe. Oder als 54. Das ist nämlich, das Alter in dem er angeblich sterben wird.

Und so folgen wir Beats Gedanken, diesem anarchischen Durcheinander und sind fasziniert davon, wie komplex die Ideen sind und wie schwach Beat darin ist, sie umzusetzen. Und wir merken, dass Beat für so viele steht, die in unserer anspruchs- und konventionsgenährten Gesellschaften keinen Platz finden.

Bewertung: *****

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