So schön kann ein Kunstbuch sein. Der Prestel-Verlag, bekannt für seine hochwertigen Editionen, hat dem berühmten italienischen Maler ein würdiges Vermächtnis gewidmet. Die „Erotischen Zeichnungen“ bestechen durch ästethische Schlichtheit, Würde und den Respekt vor der Unvollkommenheit des Körpers. In seinem Nachwort erklärt Wolf die Motive des früh verstorbenen Malers (1884 bis 1920), der gleichwohl ein riesiges Sujet hinterlassen hat.
So wie Modiglianis Leben, so stellt man sich ein Künstlerleben vor: ausschweifend exzessiv. In Livorno geboren, in gutbürgerlich-jüdischer Familie aufgewachsen endet sein Leben mit 36 Blut speiend in der Pariser Charité. Aber es war nicht allein die Tuberkulose, die ihn zugrunde richtete, es war sein ausschweifendes Leben, sexuell zügellos und dem Alkohol verfallen.
In einer Zeit, in der die Avantgarde sich vom Gegenständlichen abwandte, erinnerte sich Modigliani der italienischen Traditionen, der Meister der Renaissance. „Deine wirkliche Pflicht ist, Deinen Traum zu retten“, schrieb der Maler und Bildhauer einem Freund. Ob er es geschafft hat?
Das kartonierte Büchlein ist ein Sammlerstück, Seite für Seite, Zeichnung für Zeichnung, mit einem roten Bändlein an der Seite zugebunden – es kommt zu meinen Lieblingsbüchern.
Bewertung: *****
Wer mehr über Modigliani wissen möchte, und über dessen Gesamtwerk, also auch die Ölbilder und die Skulpturen, erfahren will, dem sei dieses vor drei Jahren im gleichen Verlag erschienene Buch empfohlen:
Werner Schmalenbach „Modigliani“, 223 Seiten, 19,95 €, Prestel, ISBN: 978-3791333199;
