Indigo und die scheinbare Wirklichkeit

Clemens J. Setz „Indigo“, 479 Seiten, 22,95 €, Suhrkamp, ISBN: 978-3518423240;

Kein ganz neues Werk, aber eine Empfehlung. Indigo, es klingt wie eine Bluejeans, ist aber eine seltsame Krankheit, die in der Steiermark bei Kindern auftritt, dort wo Clemens Setz als Lehrer arbeitet, über den Clemens Setz, der Schriftsteller, hier schreibt. Eine irrwitzige Geschichte um Realität und Wahnsinn, Wissenschaft und Wahrnehmung, die man entweder mag oder völlig Banane findet.

Denn so eine richtige Handlung hat „Indigo“ nicht, der Roman entzieht sich allen Strukturen eines Romans. Er ist ein Spiel, ein großes Spiel.  Indigo, das Blaue, umschreibt in der Esoterik Menschen, die eine besondere Aura haben, hier geht es um Kinder, die alle, die in ihre Nähe kommen, krank machen. Sie leiden an allergischen Reaktionen, Kopfschmerzen, Erbrechen.

Medikamente helfen, 2021 ist eines dieser Kinder als Erwachsener in die normale Welt zurückgekehrten leidet seinerseits unter massiven Angstträumen. Real, Fiktion – wie so oft in diesem Roman verschwimmen die Wahrnehmungen.

Ganz viele Geschichten erzählt Setz, Erfundenes, Wahres. Er lässt eine „Jüttnerin von Bonndorf“ erscheinen, eine Geschichte von Johann Peter Hebel, die sogar als Faksimile vorliegt. Aber gibt es diese Geschichte überhaupt? Und was soll eine Jüttnerin sein?

Ein ums andere Mal führt Setz die Leser in die Irre, holt sie dort auch nicht wieder ab, sondern startet gleich die nächste Attacke auf unsere scheinbar gut geordnete Welt.

Kein Buch zum Mal-so-nebenbei-Lesen. Ein Buch, das höchste Konzentration erfordert und den Willen sich auf den Irrsinn einzulassen. Wer’s tut, wird reich belohnt.

Bewertung: *****

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