Ursula Krechel „Landgericht“, 492 Seiten, 29,90 €, Jung & Jung, ISBN: 978-3990270240;

Es gibt tatsächlich in der deutschen Geschichte immer noch Kapitel, die nicht auserzählt sind. Eines davon hat Krechel ausgegraben, die für „Landgericht“ im Herbst 2012 den Deutschen Buchpreis erhielt.

Die unmittelbare Nachkriegszeit hat es der zuvor eher als Lyrikerin aufgefallenen  Schriftstellerin hier angetan: Im Mittelpunkt steht der jüdische Richter Richard Kornitzer, der kurz vor Kriegsbeginn Ehefrau und Kinder nach England schickt. Er selbst emigriert wenig später nach Kuba, aber es gelingt ihm wegen des Krieges nicht mehr, die Familie wieder zusammenzubringen.

Drei Jahre nach Kriegsende kehrt der Jurist nach Deutschland zurück, trifft die Ehefrau nach zehn Jahren wieder (Die Kinder bleiben in England), und wird Richter am Landgericht Mainz und versucht nun, Wiedergutmachung zu erreichen gegen das Mitläufertum. Erschreckend viele Alt-Nazis finden im neuen Staat wieder zu einflussreichen Positionen.

Aber Kornitzer bleibt Opfer. Von seiner Gerechtigkeit will kaum jemand wissen. Das Trauma der Immigration können er und seine Familie zeitlebens nicht abschütteln. Ein eindringlicher, weil extrem karg und korrekt geschriebener Roman. Kein leichter Stoff.

Bewertung: *****

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