Die Schwierigkeit des Unerklärlichen

Der Urknall, schwarze Löcher und eine Theorie, die das Universum erklärt – in kaum einer Wissenschaft explodiert der Stand so sehr wie in der Astrophysik. Drei aktuelle Bücher setzen sich damit auseinander.

Stephen Hawking/Leonhard Mlodinow „Der große Entwurf – Eine neue Erklärung des Universums“ (Rowohlt);
Leonard Susskind „Der Krieg um das schwarze Loch – Wie ich mit Stephen Hawking um die Rettung der Quantenmechanik rang“ (Suhrkamp);
Alexander Unzicker „Vom Urknall zum Durchknall – Die absurde Jagd nach der Weltformel“ (Springer);

Im Einzelnen – lesen Sie weiter:

Stephen Hawking/Leonhard Mlodinow „Der große Entwurf – Eine neue Erklärung des Universums“, 192 Seiten, 24,95 €, Rowohlt, ISBN: 978-3498029913;

Die eine Theorie, die alles erklärt, sie zu finden, ist das Ziel der modernen (Astro-)Physik. Stephen Hawking, der geniale Welterklärer, dem es schon vor 23 Jahren gelang, die moderne Astrophysik in seiner „Kurzen Geschichte der Zeit“ auch Laien zu erläutern, hat in diesem Buch noch einmal von vorne angefangen.

Der Urknall, das Auseinanderdriften des Universums, dies sind Erkenntnisse, die inzwischen nicht mehr als Theorien gelten, sondern als Fakten. Unerklärt sind bis heute die nicht überbrückbar erscheinenden Unterschiede zwischen der von Heisenberg erstmals erforschten Quantenmechanik der kleinsten Teilchen und der Einstein’schen Realitivitätstheorie, mit der sich vor allem das Universum beschreiben lässt – das Geheimnis der (Licht-)Photonen, die sich mal wie Teilchen verhalten, mal wie Wellen.

Hier bedienen sich Hawking und Mitautor Mlodinow der Stringtheorien, die sie zu einer der Super-Stringtheorien vereinigen wollen und kommen so zu einem Universum, das aus sich heraus existiert: Wie kam es zum Urknall? Warum gibt es das Universum, wie wir es kennen? Braucht es dazu einen Gott?

Wirklich neu ist es nicht, was die beiden Autoren darstellen, dazu höchst spekulativ, aber immerhin gut dargestellt. Kosmologie für Dummies – jenseits aller Philosophie, die Hawkings für tot erklärt, weil sie mit dem wissenschaftlichen Fortschritt nicht mehr stand hält.

Bewertung: ****

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Leonard Susskind „Der Krieg um das schwarze Loch – Wie ich mit Stephen Hawking um die Rettung der Quantenmechanik rang“, 541 Seiten, 29,90 €, Suhrkamp, ISBN: 978-3518422052;

Stephen Hawkings ist nicht alles, er erklärt nicht alles, auch wenn er die moderne Physik für Laien salonfähig gemacht hat. 20 Jahre lang war der amerikanische Physiker und Verfechter der Stringtheorie Susskind einer der größten Widersacher Hawkings. 2004 lenkte dieser ein, angesichts damaliger Erkenntnisse über die Natur Schwarzer Löcher nicht ganz freiwillig.

Auf der Oberfläche dieser im Mittelpunkt jeder Galaxie befindlichen scheinbar paradoxen Phänomene – hier endet die Zeit – gibt es keine Bewegung mehr. Damit endet alles, was wir kennen und erklären können. Und doch verschwindet die „Information“ nicht.

Susskind ist ein begnadeter Autor, er schildert den Widerstreit mit Hawkings Ideen absolut verständlich, auch für Laien.

Bewertung: *****

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Alexander Unzicker „Vom Urknall zum Durchknall – Die absurde Jagd nach der Weltformel“, 332 Seiten, 24,95 €, Springer, ISBN: 978-3642048364;

So hochfliegend die theoretischen Konzepte der beiden zuvor besprochenen Bücher sind, mit ebenso viel Vehemenz versucht der Münchner Physiklehrer die Diskussion wieder auf den Boden zu holen.

Wie er das macht? Ganz einfach, er zweifelt in guter alter Naturwissenschaftler-Manier alles an, was nicht beweisbar ist – und das auf eine mitunter auch noch sehr humorige Weise.

Ob es nun die rätselhaften String-Theorien sind oder „die geringe Krümmung einer fünften Extradimension“, Dr. Unzicker macht sich nicht nur lustig, er demaskietr auch so manchen Scharlatan in der modernen  Astrophysik. Denn: „Die Genies sind tot, und bei den Nachfolgern sind oft alle Sicherungen durchgeknallt.“

Unzicker hinterfragt alles, auch solche Annahmen die inzwischen zum Common sense gehören,obwohl sie gar nicht bewiesen sind. Und natürlich hat der Gymnasiallehrer keine alternativen Theorien, muss er auch nicht. Eine Anregung zum Nachdenken und Hinterfragen  bietet „Vom Urknall zum Durchknall“ allemal.

Bewertung: ****


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