Joshua Ferris „Ins Freie“, 352 Seiten, 19,99 €, Luchterhand, ISBN: 978-3630872971;

Nein, es geht nicht um Forrest Gump, aber auch Tim Farnsworth, erfolgreicher Anwalt in New York, wird eines Tages von einer merkwürdigen Krankheit befallen: Es zieht ihn „ins Freie“. Er muss raus, ganz egal wo er ist, und läuft und läuft und läuft, bis ihn die Erschöpfung zusammenbrechen lässt.

Im wahren Leben begegnen sie uns ja immer wieder: Jene, die bei Tag mit Anzug, Krawatte und Manschettenknöpfen im Büro sitzen und Geld umschaufeln und am Abend dann unter normalen Leuten im Fitnessstudio schwitzen oder stundenlang für den nächsten Triathlon trainieren. Es ist eine Sucht. Bei Farnsworth ist das auch so, aber viel extremer: Für ihn geht es ums Überleben.

Darum konsultiert er Ärzte im ganzen Land um Hilfe. Die wissen noch nicht einmal, wie sie den Laufzwang ihres Patienten bezeichnen sollen, geschweige denn wie ihn therapieren. Und so probiert es Farnsworth mit selbst auferlegter Freiheitsberaubung: Er lässt sich an sein eigenes Bett fesseln und schluckt ungesunde Tabletten. Sogar mit Gehirnstimulation probiert es der Anwalt.

Doch als alles erfolglos bleibt, geht es dahin: Die Karriere – gescheitert, die Ehe – gescheitert. Nur seine Tochter hält es noch mit ihm aus. Deprimierend und erdrückend ist die Geschichte bis zu dem überraschenden Schluss.

Ein großartiger, sehr unterhaltsamer Roman über moderne Zivilisationskrankheiten und mangelnde Heilungsmöglichkeiten, über das Desinteresse von Arbeitskollegen, die Hingabe einer Ehefrau, die gleichwohl scheittert und das alles in einer schönen Sprache erzählt.

Bewertung: ****

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Lauter Lesenswertes

Den armen Fernsworth zieht es stets ins Freie

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