Alexander Schimmelbusch „Blut im Wasser“, 126 Seiten, 16,90 €, Blumenbar, ISBN: 978-3936738582;

Westerwelles idiotisches Wort von der spätrömischen Dekadenz, bei dieser Geschichte wäre es angemessen gewesen. Alex und Pia haben alles und sind doch zwei bedauernswerte Menschen, bei denen die Vielfalt des Lebens ausgehöhlt wurde durch materiellen Reichtum. Eine beeindruckende, kurze Geschichte über die Sinnlosigkeit.

In lakonischen Sätzen, kunstvoll aneinandergereiht, erzählen die beiden Unternehmerkinder Alex und Pia aus ihrem Leben.  Geld ist ihnen so selbstverständlich wie egal. Beide wohnen allein in New York, in den Anwesen ihrer verstorbenen Eltern.

Als Kinder waren sie unzertrennlich gewesen, nun leben sie in den Tag hinein, ohne Sinn und Ziel. Mit teurem Weißwein und kaltem Sex („Ihre Augen sind starr in mein mit Pflegespülung aromatisiertes Schamhaar gerichtet“) betäubt Alex seine Verzweiflung. Pia hingegen bringt erst die Diagnose einer tödlichen Krankheit aus ihrer Agonie. So will sie Jugendliebe Alex unbedingt noch einmal sehen.

Auch wenn kaum etwas passiert in diesem schmalen Büchlein, es ist schwerer Stoff. Schimmelbusch, der in New York aufgewachsen ist, in Washington studierte und mehrere Jahre als Investmentbanker in London arbeitete, schreibt aus der Innenperspektive von Menschen, die nur sich selbst kennen und jegliche Sozialmoral dem Augenblick unterordnen.

Gemeinhin schiebt man jenen Leuten auch die Verantwortung für die aktuelle Finanzkrise zu. Das macht den Roman auch noch aktuell.

Bewertung: *****


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Lauter Lesenswertes

Die spätrömische Dekadenz, aber tatsächlich

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