Leon de Winter „Das Recht auf Rückkehr“, 549 Seiten, 22,90 €, Diogenes, ISBN: 978-3257067330;

Wird der Staat Israel auf Dauer weiter existieren?  Zumindest jüdische Schriftsteller haben daran offensichtlich Zweifel. Assaf Gavron ließ in seinem im Jahr 2067 angesiedelten Roman „Hydromania“ Israel auf Stadtstaatsgröße zusammenschrumpfen, und jetzt tat der jüdisch-niederländische Schriftsteller Leon de Winter dasselbe: Im Jahr 2024 besteht Israel lediglich noch aus dem Großraum Tel Aviv, alle anderen Gebiete fielen an die arabische Bevölkerungsmehrheit zurück.

„Recht auf Rückkehr“ ist ein zutiefst politischer Titel. Es ist nämlich eine zentrale Forderung jener militanten Palästinenser, die Israel komplett von der Landkarte tilgen möchten. Und es war natürlich auch – wenn auch in anderen Worten – die Begründung der jüdischen Einwanderer, als sie vor über 60 Jahren in Nahost ihren eigenen Staat gründeten.

2024 also, zwei Jahrzehnte ist es nun her, dass der Sohn des Politikprofessors Bram Mannheim spurlos verschwand. Inzwischen hat Mannheim eine Agentur, die verschwundene Kinder sucht. Solche, die von Palästinensern geraubt worden sind.

Nach einer Reihe von Selbstmordanschlägen in Tel Aviv erkennt Mannheim indes, dass es die eigenen Leute sind, die hinter den Kindesentführungen stehen – aus politischen Motiven. Und plötzlich sieht er auch das Verschwinden seines eigenen Sohnes in einem anderen Licht.

De Winter kann spannend erzählen, und das macht die Qualität seiner Geschichte aus – die irgendwo zwischen Science-Fiction-, Gesellschafts- und Kriminalroman angesiedelt ist. Politisch ernst nehmen muss man den islamophoben Autor nicht unbedingt.

Dass er Islamisten für die Faschisten des 21. Jahrhunderts hält, mag ja noch angehen. Dass er Moslems per se in Interviews das Vertrauen entzieht, geht nun gar nicht. Dass die Palästinenser „die Juden mit ihren Gebärmüttern besiegt hatten“ ist bestenfalls üble Polemik. Leider  lassen sich diese extremen Positionen in dem ansonsten spannenden Roman nicht leicht überlesen.

Bewertung: ****


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Vorwärts in die Vergangenheit

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