Lars Gustafsson „Frau Sorgedahls schöne weiße Arme“, 236 Seiten, 19,90 €, Hanser, ISBN: 978-3446232730;

Mein erster Gustafsson war vor über 25 Jahren Schullektüre. Ich weiß noch, wie sich meine damalige (zur Verklemmung neigende) Freundin über gewissen freizügige Darstellungen aufregte. Inzwischen ist Gustafsson alt (und ich bin’s auch), und entsprechend hat sich auch seine Blickrichtung verändert. Es geht um die Erinnerung.

Erzählt wird die Lebensgeschichte eines in Oxford lebenden und in Schweden aufgewachsenen Philosophieprofessors. Kindheit und Jugend waren sorgenfrei und voll, so voll, dass der Ich-Erzähler bald befürchtet „in meiner eigenen Vergangenheit (zu) ertrinken“.

Die Erzählung einer Kindheit und Jugend, in der die aus dem Tessin zugewanderte und mit einem Langweiler verheiratete Frau Sorgedahl keine unwichtige Rolle spielt, ist der eine Aspekt dieses großartigen Alterswerks des 73-jährigen Schriftstellers.

Der andere ist die Verknüpfung zwischen Wunsch und Wirklichkeit (der Erinnerungen) und die Einordnung in den Gesamtkontext mit zahllosen Reflexionen über die Zeit und die Erinnerung. Da glaubt der Ich-Erzähler schon einmal, ein Ereignis aus den 80er Jahren habe ihn in den 50er Jahren beeinflusst.

Und geschrieben ist dies alles in einem nicht zu schweren Plauderton, der den Leser mitnimmt. Trotzdem weiß ich nicht, ob’s der damaligen Freundin gefallen würde.

Bewertung: *****

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Lauter Lesenswertes

Wie viel Wahrheit braucht Erinnerung?

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