Anna Enquist „Kontrapunkt“, 224 Seiten, 17,95 €, Luchterhand, ISBN: 978-3630872827;

Mit „Letzte Reise“, einem historischen Roman über die Ehefrau des Entdeckers James Cook, begeisterte Annas Enquist im vergangenen Jahr die Kritiker. Jetzt ist sie in die Gegenwart zurückgekehrt und schildert die Schmerzen einer namenlos bleibenden Mutter, die um ihre bei einem Unfall gestorbene Tochter trauert.

Es gibt nichts Schlimmeres als den Verlust eines geliebten Menschen. Aber wie geht eine Mutter damit um, wenn ihr die Erinnerungen mehr und mehr entgleiten, wenn sie das Gefühl hat, ihr Kind nicht wirklich gekannt zu haben. Zeit heilt nicht unbedingt die Wunden.

Aber es gibt ja noch die Musik. Und die Mutter, eine ausgebildete Konzertpianistin, findet zu Bach, zu dessen „Goldberg-Variationen“, einem der schwierigsten Stücke überhaupt. Die Musik baut die Brücke zur Tochter. Auch für Komponist Bach hatte die Musik diese Funktion gehabt, weiß die ehemalige Pianistin und Psychotherapeutin Enquist.

Während sich die Mutter mit Bach auseinandersetzt und in der Musik aufgeht, kommen Erinnerungen hoch an die Tochter, wie sie als ganz junges Mädchen singt und tanzt und wie sie im Alter von 12 Schlittschuh läuft und bereits Noten lesen kann. Die Musik bringt die Erinnerungen zurück, ermöglicht der Mutter die wahre Trauerarbeit.

Ein beeindruckendes Buch, die Verbindung von Literatur und Musik, hält sich Enquist doch auch im Aufbaue an Bachs Komposition. Ein Buch über Verlust und Nähe und über den Trost, den Musik spenden kann.

Bewertung: ****

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Lauter Lesenswertes

Musik als Therapie der trauernden Mutter

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