José Saramago, „Eine Zeit ohne Tod“, 256 Seiten, 19,90 €, Rowohlt, ISBN: 978-3498063894;

Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen: Plötzlich stirbt niemand mehr, an einem Tag nicht, am nächsten auch nicht und am übernächsten genauso wenig. Die Gesellschaft steht Kopf – zwischen der Hoffnung, ewig zu leben, und dem Schrecken, nie zu sterben.

Nobelpreisträger Saramago (1998) ist bekennender Kommunist und Atheist. Das erklärt seine philosophischen Ansätze – Welten zu schaffen, fernab von unseren christlich-morgenländischen Traditionen. Ähnliches kennt man auch von Nobelpreis-Kollegin Doris Lessing und ihrem Shikasta-Zyklus.

Das Verschwinden des Todes hat manigfache Auswirkungen: Alte Menschen werden dadurch nicht jünger, nicht weniger gebrechlich, kranke nicht gesund. Die Bestattungsbranche geht pleite, und auch die Rentenversicherung wird zusammenklappen.

Selbst die Kirche und die Religion schlechthin verlieren ihre Legitimation. Ihre Grundlage ist der Zyklus von Leben und Tod, von Werden und Vergehen. Und dieses Grundprinzip ist nun außer Kraft gesetzt? Da bleibt nur die Erkenntnis: Mit Tod geht’s uns besser.

Darum nimmt „Eine Zeit ohne Tod“ auch eine Wende: Das Sterben kehrt zurück, nach sieben Monaten. Künftig bekommen die Todgeweihten eine Woche vorher einen Brief, der ihr Ableben ankündigt. So bleibt noch Zeit, „Lebt wohl“ zu sagen.

Und noch etwas ist anders: Aus der Tod wird „die tod“, weiblich und klein geschrieben. Und dann gibt’s eine Panne: Einer der Briefe, gerichtet an einen Cellisten, kommt immer wieder zurück …

Bewertung: *****

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Lauter Lesenswertes

Als der Tod mal kurz Lebt wohl sagte

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