Alain Claude Sulzer, „Privatstunden“, 219 Seiten, 19,95 €, Edition Epoca, ISBN: 978-3905513431;

Ein Liebesroman – gut geschrieben, raffiniert erzählt, mit mehreren Ebenen und einem zeitgeschichtlichen Hintergrund. Alain Claude Sulzer (54) gehört, auch wenn er in Deutschland ein Geheimtipp ist, zu den besten Schweizer Schriftstellern.

1968, der Prager Aufstand wurde gewaltsam niedergeschlagen, Leo verlässt sein Heimatland, die Tschecheslowakei, und geht in die Schweiz, wo er Asyl bekommt. Keinen Menschen kennt er dort, der einzige Kontakt ist seine zwölf Jahre ältere Deutschlehrerin Martha Durbach, eine Hausfrau.

Als sie mitbekommt, dass ihr Mann sie betrügt, befindet sie sich in einem ähnlichen Zustand wie ihr Schüler – entwurzelt, allein. Die beiden nähern sich einander an, beginnen eine Liebesbeziehung. Ein halbes Jahr später zieht Leo weiter – in die USA, das Land seiner Träume, nicht wissend, dass Martha ein Kind von ihm erwartet.

Zeitsprung. Vier Jahrzehnte später begibt sich Andreas, Marthas Sohn, auf die Suche nach deren früheren Liebhaber. Er ist beruflich erfolgreich und kann sich kaum noch an die Schweizer Vergangenheit erinnern.

Die Geschichte bleibt irgendwo stecken. Der Held ist kein Held, auch wenn Martha es glaubt, weil Leo doch politisch Verfolgter ist. Und Martha? Sie verharrt in der Bürgerlichkeit und hat nicht den Mut aus der stickigen Ehe auszubrechen. Vielleicht ist das miefig, vielleicht aber auch nur wirklich.

Bewertung: ****

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Lauter Lesenswertes

Der Ausbruch bleibt im Ansatz stecken

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