Was passiert wäre, wenn

Steffen Kopetzky „Risiko“, 731 Seiten, Klett-Cotta, 24,95 €, ISBN: 978-3608939910;

Kopetzky_Risiko

Ach, ist das schön, dass solche Bücher heute noch geschrieben werden. Ein Abenteuerroman, ein Ritt durch den Orient, eine Wahnsinnsreise und das fulminant erzählt. Und auch noch nach einer wahren Begebenheit: der Niedermayer-Hentig-Expedition von 1916. Als die Deutschen in Kabul einen Dschihad gegen die britischen Besatzer anzetteln wollten, um den Krieg vorzeitig zu beenden.

In Istanbul war Oskar Niedermayer aufgebrochen, um auf abenteuerlichen Wegen bis nach Kabul zu kommen. Sein Plan, am Hindukusch einen Aufstand zu provozieren, scheiterte in der Realität, in diesem Roman hingegen nicht. Da beschert uns Niedermayers Erfolg ein Jahrhundert des Glücks und des Friedens in Europa.

Ob es jetzt unbedingt ein so dickes Buch hätte sein müssen, sei einmal dahin gestellt. Wie so oft, wäre weniger mehr gewesen, wäre einige Längen vermeidbar gewesen. Gleichwohl ist die Geschichte meisterlich, kommen doch so viele Figuren der Weltgeschichte darin vor. Etwa Lucien Camus, der Vater des Existenzialisten Albert, der – natürlich – „angesichts der vielen Verletzten für einen Moment die furchterregende Sinnlosigkeit seines Tuns“ fühlte.

Oder: Alois Musil, Cousin des Schriftstellers, der hier als Musil von Arabien eine Rolle spielt, vielleicht eine Avance an Lawrence von Arabien, dem kurz nach Niedermayer das gelang, an was dieser scheiterte, wenn auch unter umgekehrten Vorzeichen: Als Brite die Araber zu einen. Und auch Karl Dönitz, 1945 Hitlers Nachfolger, war schon 1916 wichtig.

Ein Schmöker für lange, kalte, dunkle Winterabende und für ausgeruhte Leser.

Bewertung: ****

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