Wie Musik die Literatur beflügelt

Holger Pils/Christina Ulrich (Hrsg.) „Liebe ohne Glauben – Thomas Mann und Richard Wagner“, 255 Seiten, 24,90 €, Wallstein, ISBN: 978-3835309654;

Was hat Thomas Mann mit Richard Wagner zu schaffen? Begegnet sind sich die beiden weltberühmten Künstler nie, aber Mann war von der Wagner’schen Musik von jeher fasziniert und hat sie auch in seinen Romanen immer wieder einfließen lassen. Noch bis September läuft in Lübeck eine Ausstellung zu diesem Thema. Im Mittelpunkt steht Manns in seiner Liebe zu und seinem Leiden an Richard Wagner. Der Katalog zur Ausstellung, die nächstes Jahr auch an Wagners Wirkungsstätte Bayreuth gezeigt wird, ist bei Wallstein erschienen.

Thomas Mann fühlte sich dem Komponisten Wagner zeitlebends sehr nahe. Das zeigt nicht nur dessen 1933 erschienener Essay „Leiden und Größe Richard Wagners“, da geht es auch um die vielfältigen Versuche des großen Lübeckers, die Wagnersche Musik in Sprache zu übersetzen. Thomas Mann, der vor den Nazis flüchtete, sah Wagner  jedenfalls ganz anders als heutige Zeitgenossen, die den Komponisten entweder als verbohrten Antisemiten ablehnen oder als größten Komponisten jeher rühmen. Die Ausstellung differenziert jedenfalls deutlich zwischen dem Komponisten und der Familie Wagner, die sich zwei Generationen später den Nazis an den Hals warfen.

Der Ausstellungsband überzeugt durch die Tiefe des Materials, historische Dokumente ebenso wie aktuelle Forschungen. Und gekrönt wird das Werk durch wunderbare Fotos und Reproduktionen alter Dokumente. Für Kenner von Wagner und/oder Mann ist dieses opulent gestaltete Buch ein absolutes Muss. Und dass nicht zuletzt deshalb, weil am heutigen Montag die 100. Wagner-Festspiele in Bayreuth starten, mit der Premiere von „Thannhäuser“, jener in eine Oper gefasste Sage, die sich bei Thomas Mann im „Zauberberg“ wiederfindet.

Bewertung: *****


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