Was soll das mit dem Führen?

Bernhard Bueb „Von der Pflicht zu führen“, 176 Seiten, 18 €, Ullstein, ISBN: 978-3550087189;

bueb

Erziehungsratgeber haben das Zeug zum Bestseller. Warum? Weil der mediale Overkill uns Eltern immer mehr zu Verwirrten macht, die nicht mehr wissen, wo’s lang geht. Bernhard Bueb, der 30 Jahre lang das Elite-Internat Salem leitete, liegt mit seiner Forderung nach Disziplin und Führung auch nicht richtig.

Manchmal habe ich als Mutter das Gefühl, im falschen Film zu sein. „Führung ist eine Frage der Bildung“, schreibt Bueb oder: „Wir brauchen Anführer, um überleben zu können“. Gerade Buebs inflationärer Gebrauch des in unserem Land doch belasteten Begriffs des „Führens“ verursacht so manches Missverständnis mit dessen „Neun Geboten zur Bildung“.

So schlimm ist der Bueb am Ende gar nicht. Er hält sich zwar gerne an große Denker und Kirchenlehrer und hat den Stil eines Oberpädagogen, aber das Grundprinzip, nämlich dass die Eltern Vorbild für die Kinder sein müssen, ist ja so falsch nicht.

Trotzdem, der Popanz nervt: Wenn Bueb behauptet, es sei ein Problem, dass das Egalitätsprinzip die Schulhierarchie durchlöchert habe, soll heißen: dass nicht mehr nur der Direktor Mercedes fährt, sondern auch seine Lehrer – dann ist das lächerlich.

Dabei bleibt Bueb, so eine Art Vatertyp, seltsam widersprüchlich. Er ist der preußische Zuchtmeister, der Disziplin, Kontrolle und Strafen fordert.  Und dann wieder will er eine Pädagogik, bei der es darum geht, mit Milde und einer natürlichen Autorität zu erziehen, in der das Wohlbefinden der Kinder die Leitlinie ist.

So habe ich’s gemacht und fühle mich damit wohl. So predigt es Bueb, wenn man den ganzen Disziplin-Krempel mal beiseite schiebt. Dass Bueb eine andere Schule fordert, darin kann ich ihm nur zu stimmen. Vielleicht sollten wir uns mal darüber direkt unterhalten.

Fazit: Irgendwie ist dieses Buch überflüssig. Aber das hat es mit all diesen Ratgebern gemein. Führen ist eben auch Gefühlssache, wenn man sich an die „Gute Autorität“ hält.

Bewertung: ***

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