Leidenschaftliches Leben in wilden Zeiten

Gilles Leroy „Alabama Song“, 240 Seiten, 19,90 €, Kein & Aber, ISBN: 978-3036955223;

„Ich rauche, ich trinke, ich tanze und ich treibe es, mit wem ich will“, nein, es ist nicht Amy Winehouse, die dies gesagt haben soll oder Paris Hilton oder – wie heißt doch? Egal! Es geht um Zelda Fitzgerald, die mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Scott Fitzgerald, das Glamour-Paar der „Roaring Twenties“ bildete: Hoch hinaus und tief abgestürzt.

Gilles Leroy war ein eher unbekannter französischer Schriftsteller, bis zu seinem zwölften Buch, dem 2007 in seinem Heimatland erschienenen „Alabama Song“. Der verkaufte sich dann gleich 300.000 Mal, wurde mit dem „Prix Goncourt“ ausgezeichnet und in 25 Sprachen übersetzt.

Die Geschichte der Fitzgeralds würde auch heute noch die Yellow Press beschäftigen. Bis dahin hatte sich kein anderes Paar so präsentiert wie die beiden Wahl-New-Yorker. Das sechste Kind eines Richters aus Montgomery/Alabama, eine Südstaaten-Schönheit, wollte hoch hinaus. Da kam ihr der fesche Soldat Scott Fitzgerald gerade recht.

Aber was darstellen sollte er schon. Also löste Zelda die erste – inoffizielle – Verlobung 1919 gleich wieder, um Fitzgerald dann nach dessen ersten Romanerfolg „Diesseits vom Paradies“ im März 1920 unverzüglich zu ehelichen und ihm nach New York zu folgen.

Dort beginnt ein Leben voll Glamour – Sex, Drogen und Rock’n’Roll, würde man heute sagen. Er ein Dandy im Maßanzug, sie eine exaltierte Diva. Gemeinsam sind ihnen die Alkoholexzesse. Autor Leroy schildert all dies aus Zeldas Perspektive, ihr Leben am Rande des Abgrunds. Er springt zwischen den Zeiten, von der Party ins Sanatorium und zurück, von Pablo Picasso zu Ernest Hemingway.

Ein Leben im Aufzug, und am Ende geht’s nur noch abwärts. Der Bestsellerautor („Der große Gatsby“) verreckt 1940 am Suff, sie von ihm nach Affären längst getrennt, stirbt, psychisch krank, nach einer Odyssee durch Kliniken bei einem Brand.

Und völlig frustriert ist sie, nach eigenen Versuchen als Autorin und hysterischen Vorwürfen an Scott, ihre Ideen gestohlen zu haben. „Ich war einmal seine Modellpuppe, nun bin ich sein Meerschweinchen. Seine
Versuchsvogelscheuche“
, lässt Leroy sie klagen.

Ein brillantes Buch über ein leidenschaftliches Leben in ein wilden Zeit.

Bewertung: *****

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