Romy S., am Leben gescheitert

Günter Krenn „Romy Schneider“, 450 Seiten, 24,95 €, Aufbau, ISBN: 978-3351026622;

Nein, niemand würde Romy Schneider mit Sternchen wie Britney Spears oder Kate Moss oder Lindsay Lohan vergleichen. Aber eine Parallele gibt es doch zwischen der letzten deutschen Diva und jenen hochgejazzten Mädels: Sie alle richten sich unter dem Druck der Öffentlichkeit schonungslos zugrunde mit Tabletten, Alkohol und Drogen. Romy Schneider starb mit 43 Jahren, am heutigen 23. September wäre sie 70 geworden.

Bücher über Romy Schneider gibt es ungefähr 100. Eine neue Biografie – laut Verlag die erste, die auf Quellen gestützt ist, erschien jetzt im Aufbau-Verlag. Autor ist der Wiener Filmhistoriker Günter Krenn. Mit den Augen des Wissenschaftlers hat er das Leben der als Rosemarie Albach geborenen Schauspielerin nachvollzogen.

Obwohl sie nicht alt wurde, war die als Sissi in den Filmolymp eingegangene Actrise ungeheuer produktiv. 60 Filme drehte sie. Krenn kennt sie alle, erzählt deren Entstehungsgeschichte und ordnet sie ein – in den Kontext ihres Lebens. „Bilder verraten etwas“, schreibt Krenn und kommt seiner Biografie der tragischen Persönlichkeit Romy Schneider nie zu nahe.

Im Gegenteil: Günter Krenn nähert sich ihr mit großem Respekt. Er spekuliert nicht, er schreibt keine Gerüchte, er hält sich an die Fakten und hat viele neue Quellen erschlossen und nicht zuletzt mit ihren wichtigsten Weggefährten gesprochen – mit Karlheinz Böhm zum Beispiel, ihrem einstigen kaiserlichen Gemahl in den „Sissi“-Filmen.

Schon als 14-Jährige dreht die Schauspieler-Tochter ihren ersten Film „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“. Zwei Jahre später beginnt mit „Sissi“ ihre Weltkarriere. 1958 will Romy erwachsen werden: Die Neunzehnjährige zieht nach Frankreich zu ihrem Verlobten Alain Delon. Luchino Visconti bringt sie zum  Theater („Schade, dass sie eine Dirne ist“).

Romy ist nun ein Weltstar, aber privat hat sie Problem auf Problem. So legendär wie wahr ist ihre Selbsteinschätzung: „Ich kann nichts im Leben, aber alles auf der Leinwand.“ Männer kommen und gehen, aber die schlimmste Tragödie ist 1981 der Unfalltod ihres Sohnes David.

Romy will nun nicht mehr leben. Sie hat Krebs, sie säuft, sie nimmt Medikamente. Am 29. Mai 1982 wird sie erlöst. Ihr Herz hält den Missbrauch nicht mehr aus. Romy Schneider ist tot.

Wer Romy Schneider mag, muss dieses Buch lesen.

Bewertung: ****

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2 Gedanken zu „Romy S., am Leben gescheitert

  1. Das Buch ist leider in der Realität grottenlangweilig. Der Autor hat aus allen alten Büchern was zusammen geschrieben. Was daran erstmalig quellengestützt sein soll bleibt fraglich.
    Hochstapeleien wie diese, sollten eigentlich kein Publikum irreführen dürfen.

    Aber ein Verlag – Aufbau – dem seinerzeit das Wasser bis zum Hals stand – dachte vielleicht: es muß ja nicht stimmen, aber es bringt vielleicht was ein, in die leeren Kassen ?

    Das Buch ist leider komplett überflüssig, es gibt nichts, das man nicht schon wußte. Der Stil ist hölzern und banal.

  2. Also so hart sehe ich das nicht. Der etwas hölzerne Stil ist in vielen Belangen einfach der Präzision geschuldet. Ich bleibe dabei: Wer mehr wissen will über Romy Schneider ist mit dieser Biografie ganz gut bedient.

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