Welchen Wert hat ein Leben?

Ninni Holmqvist „Die Entbehrlichen“, 320 Seiten, 19,90 €, Fahrenheit, ISBN: 978-3940813008;

Wir haben ein Problem: Die Menschen werden immer älter und damit immer teurer. Das Lösungsmodell von Ninni Holmqvist ist ethisch nicht korrekt, es ist auch nicht sympathisch, es fasziniert in seiner Schlichtheit: Frauen ab 50 und Männer ab 60 kommen, sofern sie keine Kinder haben, in die „Einheit“ als Ersatzteillager für den anderen Teil des Gesellschaft. Die Entbehrlichen dienen den Benötigten.

Es geht um Grundfragen: Um die nach dem Sinn des Lebens etwa. Also die Erhaltung der Art. Und um die Frage: Welchen Wert hat ein Menschenleben? Diskussionen, die in Zeiten, wo Klonen normal geworden ist und mit Stammzellen herumexperiment wird, notwendig werden. Es geht in diesem Roman aber auch um ein Klassensystem, eine Gesellschaft, die versorgt und entsorgt.

Dorrit Wegner, die Ich-Erzählerin, gehört zu den „Entbehrlichen“. Nicht nur, dass sie nie Mutter wurde, kein anderer Mensch bezeugt, dass er (oder sie) wirklich geliebt wurde. Also kommt sie an ihrem 50. Geburtstag in die „Einheit“. Deren Bewohner folgen einem Zweck, als menschliches Ersatzteillager stehen sie für psychologische Tests, Medizinversuche und Organentnahmen zur Verfügung – bis zum vorzeitigen Tod.

Nur, es passiert etwas, dass in diesem Programm nicht vorgesehen ist: Dorrit verliebt sich in einen Mitbewohner – und wird schwanger. Das System reagiert ungeordnet. Entweder sie gibt ihr Kind zur Adoption frei oder sie spendet bereits den Fötus einer anderen, einer jüngeren Frau. Nicht angeboten von offizieller Seite wird ihr die dritte Möglichkeit: Die Flucht.

„Die Entbehrlichen“ ist der erste Roman der 50-jährigen Autorin, die in Südschweden lebt und seit 1995 in ihrem Heimatland Erzählungen veröffentlicht. Holmqvist hat schon in der Altenpflege gearbeitet, als Erzieherin, hat also eine Affinität zu Sozialfragen und kombiniert sie hier mit Themen wie Organspende und der Effizienz einer Gesellschaft, in der alles Leben, alles Schaffen monetär  bewertet wird.

Ist die Rückkehr zur Menschlichkeit die Lösung?

Bewertung: *****

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