Christopher Kloeble „Wenn es klopft“, 200 Seiten, 14,90 €, dtv, ISBN: 978-3423247207;
Naja, ganz ehrlich. Christopher Kloeble wäre mir nie ins Blickfeld geraten, wenn er nicht aus dem selben Ort stammte, durch den ich jeden Tag zur Arbeit fahre, und wenn er nicht am selben Gymnasium Abitur gemacht hätte. Und natürlich hat ihn die örtliche Süddeutsche Zeitung zu ihrem Hausautor gemacht. Der 27-Jährige weiß sich immerhin zu vermarkten.
„Wenn es klopft“ ist das zweite eigenständige Werk des Königsdorfers, der 2007 sein Studium am Literaturinstitut in Leipzig abschloss und vorher und nachher schon viele Preise gewann. Ein gefeierter Nachwuchsautor also, der das Schreiben gelernt hat. Und das merkt man auch.
Präzise und in klaren Worten beschreibt Kloeble in den elf Geschichten, wie kleine Ereignisse Großes bewirken. Er schlüpft dabei in die verschiedensten Rollen, reißt Wunden auf und schließt sie nicht wieder: Immer wenn’s ernst wird, ist die Geschichte schon zuende.
„Wenn es klopft“ hat so einen eher experimentellen Charakter – wie Seminararbeiten am Literaturinstitut. Schade, denn in seinem Erstling „Unter Einzelgängern“ zeigte Kloeble, dass er auch das große Format beherrscht.
Doch ist alles irgendwie glatt, fehlt den Geschichten die Seele – was zu dem nahezu perfekten Selbstmarketing des Jungautors passt: Der Wikipedia-Eintrag ist eines Bundeskanzlers würdig. Und auch die zur Schau getragene Bescheidenheit (sie ist Thema in jedem Interview) nervt mich persönlich eher.
Eine Geschichte möchte ich noch erwähnen: „Das Fass von Königsdorf“ über die demütigende Karriere eines dicklichen Buben als Mitglied des Tölzer Knabenchors (der Hinweis auf Kloebles einstige Mitgliedschaft fehlt natürlich in keinem Pressetext).
Er beschreibt den Chorleiter als pädophiles, überehrgeiziges Monster und hält sich dabei in den äußeren Attributen ziemlich genau ans Original. Nur: Inhaltlich ist dies schlichtweg gemein und verleumderisch. Künstlerische Freiheit hin oder her.
Bewertung: ***
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