Grotesken aus dem Isarwinkel

Hans Reiser, „Ölbilder und Guachen“, 112 Seiten, 24,80 €, Verlag Ars Momentum, ISBN: 978-3938193327;

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„Groteskenmaler“, so nennt ihn sein langjähriger Münchner Galerist Peter Rutzmoser: Der Oberbayer Hans Reiser ist einer der besten Maler unserer Zeit und einer der am wenigsten bekannten. Der Verlag Ars Momentum hat ihm mit „Ölbilder und Guachen“ nun ein Denkmal gesetzt.

Der bescheidene Titel entspricht dem Charakter des Künstlers. Vor über 30 Jahren, als Gymnasiast noch, verdiente sich Reiser (geboren 1951) mit der wöchentlichen „Winzerer“-Karikatur für seine Heimatzeitung „Tölzer Kurier“ das erste Geld (den Winzerer zeichnet er übrigens bis heute).

Er studierte an der Münchner Akademie Kunst, holte sich dort das maltechnische Rüstzeug, beschränkte aber, wie Rutzmoser weiß, seine Akademiebesuche „auf das für ihn nötige Maß“ und bevorzugte die Heimarbeit.

Das hat ihm nicht geschadet. Der gebürtige Lenggrieser, den seine Jugend im längst im Sylvensteinsee untergegangenen Dorf Fall geprägt hat, entwickelte einen ganz eigenen Stil.

Inspiriert von eine rüberbordenden Fantasie malt er fabelhafte Wesen in skurriler Umgebung und erzählt mit einem Bild eine ganze Geschichte.

Der heimatverbundene Oberbayer lässt sich inspirieren von sagenhaften Fabelwesen, die ihren Ursprung nicht zuletzt in der vom Volksglauben geprägten römisch-katholischen Mystik haben, wie er in abgelegenen Dörfern wie Fall geblüht haben muss.

Reiser liebt es üppig: Die meisten Gesichter sind euphemistisch betrachtet vollschlank. Neosurrealist ist er nicht, Masken sind es, die ihn faszinieren und seinen Bildern Bodenhaftung verleihen. Rutzmoser sieht im dem zeichnenden Maler eher den legitimen Nachfolger Albrecht Dürers.

Dabei ist Reiser ein zutiefst optimistischer Mensch. Nicht nur aus den Auftragsarbeiten – die Isarwinkler lieben seine symbolträchtigen Porträts – auch aus seinen grotesken Tafelbildern strahlen Hoffnung und hintergründiger Schalk.

Bewertung: *****

Des Kaisers neue Kleider, 2004:

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Zeitdruck, 2006:

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Papagena, 1988:

papagena.jpg

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2 Gedanken zu „Grotesken aus dem Isarwinkel

  1. Ich hab gestern Hans Reiser zufällig kennengelernt. Kurz davor hatte ich sein Buch angeschaut und war fasziniert. Er ist ein so talentierter Künster und natürlicher, positiver Mensch.

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