Was früher alles besser war

Michael Miersch/Henryk M. Broder/Josef Joffe/Dirk Maxeiner „Früher war alles besser“, 244 Seiten, 16,99 €, Knaus, ISBN: 978-3813503852;

Da haben sich ja die Richtigen zusammengefunden: Chefzyniker Henryk M. Broder, der ehemalige Natur-Chefredakteur Maxeiner und dessen Kumpel Miersch und nicht zuletzt der frühere SZ-Redakteur und jetzige Zeit-Herausgeber Josef Joffe. Das ungleiche Quartett erinnert sich: Früher ar alles besser, diesen Satz kennen wir ja zur Genüge von Eltern, Großeltern und Vorgängern im Amt.

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Tschernobyl wirkt bis heute nach

Rüdiger Lubricht „Verlorene Orte, gebrochene Biografien“, 96 Seiten, 25 € (+ 6 € Versand) , IBB Dortmund und Minsk (auch Bestelladresse), ISBN: 978-3935950114;

Tschernobyl ist 25 Jahre danach aktueller denn je. Sechs Wochen nach Fukushima, wo die Gefahr noch längst nicht gebannt ist, spricht am heutigen Jahrestag jeder über das Reaktorunglück in der Ukraine. Und selbst wenn vieles inzwischen relativiert worden wäre, Fukushima hat alles wieder hervorgeholt – und die Politik zur Vernunft gebracht, wie das Ringen um einen baldigen Ausstieg deutlich gemacht. Der Fotograf Rüdiger Lubricht hat die Sperrzonen in der Ukraine und Weißrussland seit 2003 fast jährlich besucht. Zum Jahrestag erschien nun ein Bildband.

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Reisen in bemerkenswerte Regionen

Fabian von Poser „Namibia – Durch die Augen des Geparden“, 131 Seiten, 14,90 €, Picus, ISBN: 978-3854529750;

Barbara Denscher „Armenien – Im Schatten des Ararat“, 131 Seiten, 14,90 €, Picus, ISBN: 978-3854529774;

Zwei Bildbände ohne Bilder: Fabian von Poser und Barbara Denscher beschreiben in ihren Reisereportagen zwei faszinierende Gegenden – das ehemals deutsche Namibia und die armenisch-türkische Grenzregion um den sagenhaften Berg Ararat, wo der Legende nach einst die Arche Noah strandete.

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Wie’s wirklich war, in der DeDeEr

Manfred Beier „Alltag in der DDR: So haben wir gelebt“, 288 Seiten, 19,95 €, Fackelträger, ISBN: 978-3771644673;

20 Jahre sind es jetzt, dass die DDR unterging und mit ihr die Alltagskultur der sozialistischen Republik. Wie war das so in Ostdeutschland? Wie lebten die Menschen jenseits der Propaganda ihrer Staatsführung? Der Lehrer Manfred Beier (1927-2002) hat rund 60.000 Fotografien gesammelt, das größte Privatarchiv der DDR. Erst nach seinem Tod entdeckten es seine Söhne und sicherten es der Nachwelt.

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Hitler machte falsch, was er nur falsch machen konnte

Mark Mazower „Hitlers Imperium – Europa unter der Herrschaft des Nationalsozialismus“, 666 Seiten, 34 €, C. H. Beck, ISBN: 978-3406592713;

Noch ein Buch über Hitler? Dieses unbedingt! Aber es wurde doch schon genug geschrieben, oder nicht? Tatsächlich wird das Dritte Reich fast immer mit dem Fokus auf Diktatur, Holocaust und Angriffskrieg betrachtet. Dass Adolf Hitler 1942 ein Imperium regierte, dass größer, von mehr Menschen bewohnt und wirtschaftlich potenter war als die USA, wird eher selten betrachtet. Mazower schreibt über Aufstieg und Fall des germanischen Empires.

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Der Verräter saß am gleichen Tisch

Inga Wolfram „Verraten – Sechs Freunde, ein Spitzel, mein Land und ein Traum“, 310 Seiten, 19,90 €, Artemis & Winkler, ISBN: 978-3538072718;

Es sind gerade mal 20 Jahre, dass die Mauer fiel und noch nicht einmal 20 Jahre, seit die DDR durch die Wiedervereinigung Geschichte wurde. Und doch scheint es, dass dieser pervertierter Sozialismus-Versuch, der in einer Spitzel-Diktatur endete, schon lange vorbei oder gar nie existiert hätte. Wie das so war, das rückt Inga Wolframs „Verraten“ zurück in unseren Blick.

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Als im Pott noch die Arbeit zuhause war

Bernd & Hilla Becher „Bergwerke und Hütten“, 188 Seiten, 58 €, Schirmer/Mosel, ISBN: 978-3829604673;

Menschen sind bei Bernd und Hilla Becher Nebensache, immer gewesen. Das Fotografen-Ehepaar hat sein ganzes Berufsleben Industrieanlagen gewidmet, vorzugsweise den Kohlebergwerken und Hüttenwerken zwischen Ruhrgebiet, französisch Lothringen und den US-amerikanischen Industriekomplexen bei Pittsburgh. „Bergwerke und Hütten“ ist das Vermächtnis, denn nach Bernds Tod (1931 bis 2007) hat die drei Jahre jüngere Hilla das Fotografieren aufgegeben.

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Grenzfall – Grenzfälle, und nun ist die Mauer weg

Sylvia Pollex/T.O. Immisch/Olaf Kische (Hrsg.) „Grenzfälle – Falling Barriers“, 160 Seiten, 28 €, Kerber, ISBN: 978-3866783485;

Der 20. Jahrestag des Mauerfalls ist schon eine Zeit vorbei. Doch jetzt ist noch ein Bildband erschienen, der das Ende der deutschen Teilung dokumentiert. Sechs Fotografen haben im Februar 1990 die 1560 Kilometer Grenzbefestigung dokumentiert – von der Ostsee bis zum Dreiländereck. Daraus entstand knapp 20 Jahre später in Berlin die Ausstellung „Grenzfälle“.

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Der Mann, der durch ein Lied unsterblich wurde

Daniel Siemens „Horst Wessel – Tod eines Nationalsozialisten“, 352 Seiten, 19,95 €, Siedler, ISBN: 978-3886809264;

Horst_Wessel

Den Namen Horst Wessel hat jeder schon einmal gehört, und wenn’s im Geschichtsunterrricht war. Der mit 23 Jahren ermordete SA-Funktionär wurde von der NSDAP zur Symbolfigur verklärt und durch das (verbotene) „Horst-Wessel-Lied“ quasi unsterblich. Was dran ist an dem Mythos, das hat der Historiker und Journalist Daniel Siemens jetzt in einer lesenswerten  Untersuchung recherchiert.

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Kriegstreiber gab es in allen Lagern

Nicholson Baker „Menschenrauch – Wie der Zweite Weltkrieg begann und die Zivilisation endete“, 640  Seiten, 24,90 €, Rowohlt, ISBN: 978-3498006617;

Menschenrauch

Was ist das für ein Buch? Ein Sachbuch? Ein Roman? Pseudowissenschaftliche Quellenarbeit? Oder ist es gar Journalismus? Irgendwie alles von allem. Nicholson Baker (52), ein Romancier in Maine, hat eine zutiefst subjektive Darstellung des Zweiten Weltkriegs geschrieben und sie mit authentischen Dokumenten objektiviert.

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