Miniaturen aus dem wahren Leben

Alan Bennett „Ein Kräcker unterm Kanapee“, 144 Seiten, 15,90 €, Wagenbach, ISBN: 978-3803112682;

Man nehme einige Teelöffel Mr. Bean, lasse etliche Milliliter Monty Python einfließen und füge noch eine fette Portion Josef Hader dazu – fertig ist Alan Bennett. Der 76-jährige Schriftsteller und Theatermann seziert gnadenlos das englische Alltagsleben. Der Wagenbach-Verlag hat ihn vor einigen Jahren entdeckt.

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Ein Happy End wäre unangemessen

A. L. Kennedy „Was wird“, 224 Seiten, 19,90 €, Wagenbach, ISBN: 978-3803132239;

Schriftsteller sollen nicht nur schreiben, sie sollen sich auch melden. Anders ausgedrückt: Sie müssen sich einmischen. A. L. Kennedy, kurz ALK, ist so eine Art Idealtypus für diese Schriftsteller-Kategorie. Die 45-jährige Schottin argumentiert vehement gegen den Irakkrieg und nutzt dazu Demonstrationen, Zeitungskolumnen und ihr Talent als Kabarettistin. Auch in „Was wird“ hält sie den Briten den Spiegel vor.

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Abba gezz is allet gut

Frank Goosen „Radio Heimat“, 168 Seiten, 14,95 €, Eichborn, ISBN: 978-3821860725;

Der schönste Satz dieser „Geschichten von zuhause“ ist schon fast in die Literaturgeschichte eingegangen: „Ach, woanders is‘ auch scheiße.“ Natürlich stammt diese Lebensweisheit vom Oppa. Frank Goosen, 44, hat eine Liebeserklärung an den Pott geschrieben, witzig und weise. Unbedingt lesen!

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Der kleine Christopher und sein Chorleiter

Christopher Kloeble „Wenn es klopft“, 200 Seiten, 14,90 €, dtv, ISBN: 978-3423247207;

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Naja, ganz ehrlich. Christopher Kloeble wäre mir nie ins Blickfeld geraten, wenn er nicht aus dem selben Ort stammte, durch den ich jeden Tag zur Arbeit fahre, und wenn er nicht am selben Gymnasium Abitur gemacht hätte. Und natürlich hat ihn die örtliche Süddeutsche Zeitung zu ihrem Hausautor gemacht. Der 27-Jährige weiß sich immerhin zu vermarkten.

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Ein Skeptiker voller Humor

Kurt Vonnegut „Der taubenblaue Drache“, 392 Seiten, 19,90 €, Kein & Aber, ISBN: 978-3036955391;

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Der Name verrät die eigentlich deutsche Herkunft des US-Schriftstellers, der zeitlebens als strenger Kritiker amerikanischer Großmannssucht polarisierte. Und wie so viele Autoren seiner Generation (geboren 1922) war der 2007 verstorbene Freidenker und Pessimist ein strikter Gegner des Krieges. Er hatte selber einen mitgemacht.

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Alice überdauert sie alle

Judith Hermann „Alice“, 192 Seiten, 18,95 €, S. Fischer, ISBN: 978-3100331823;

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Ein Buch über den Tod, über Verlust und das Zurückbleiben. Fünf Geschichten erzählt Judith Hermann (39). Im Mittelpunkt steht immer eine Frau namens Alice, die fünf Freunde verliert. Ihre Beziehung zu den Männern ist nicht wichtig, verliert sich in den lakonischen Erzählungen.

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Istanbul in all seiner Zerrissenheit

Börte Sagaster/Manfred Heinfeldner „Istanbul – Ein literarische Einladung“, 137 Seiten, 15,90 €, Wagenbach, ISBN: 978-3803112538;

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Der moslemische Stadtteil Fatih ist vom westlichen Beyoglu so weit entfernt wie Kabul und New York. Räumlich natürlich nicht, da sind es nur ein paar Kilometer, aber kulturell liegen Welten dazwischen. Es gibt kaum eine Stadt auf der Welt, die so vielfältig ist wie Istanbul. Die beiden Herausgeber dieses lesenswerten Büchleins zeigen dies mit literarischen Mitteln.

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Die Liebe zu fremden Orten

Matthias Zschokke „Auf Reisen“, 240 Seiten, 18,90 €, Ammann, ISBN 978-3250601272;

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Wenn jemand eine Reise tut … Hier  erfüllt sich endlich dieser viel zitierte Satz von Matthias Claudius. Der Schweizer Matthias Zschokke hat tatsächlich viel zu erzählen. Für den Züricher Tagesanzeiger war  der Wahlberliner etliche Male „Auf Reisen“ – ohne Reiseführer.

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Der Liebsten am Abend vorgelesen

Ray Bradbury „Ausgewählte Erzählungen“, 661 Seiten, 19,90 €, Diogenes, ISBN: 978-3257066548;

Dieses Buch ist ein wahres Schatzkästchen, 25 Kurzgeschichten von einem der besten Kurzgeschichten-Schreiber der Welt. Wer Ray Bradbury noch nicht kennt, für den wird es Zeit. Der Diogenes-Verlag hat mit diesem wunderbar ausgestattetem, mit Schuber versehenem Band für einen guten Einstieg gesorgt.

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Ein Polt für alle Lebenslagen

Gerhard Polt „Abfent, Abfent!“, 64 Seiten, 7,90 €, Kein & Aber, ISBN: 978-3036952550;

Die Nächte sind lang, draußen ist’s kalt und ungemütlich, im Holzofen knistern die Scheite – was gibt es da Schöneres, als im gemütlichen Sessel zu sitzen, die Lieben um sich zu sammeln und Geschichten von Gerhard Polt vorzulesen. Vor allem die besinnlichen in „Abfent, Abfent!“.

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