Rückkehr in eine vergangene Welt

Andrea Giovene „Das Haus der Häuser“, 356 Seiten, 19,90 €, Osburg, ISBN: 978-3940731364;

Dieses Buch war mal berühmt, vor 42 Jahren. Damals erschien das italienische Original und wurde beim internationalen Buchfestival in Nizza als bester europäischer Roman ausgezeichnet. Dann aber geriet „Das Haus der Häuser“ wieder in Vergessenheit, es passte einfach nicht in das Nach-68er-Europa. So kam es, dass dieser bemerkenswerte Roman jetzt erst ins Deutsche übersetzt und hierzulande veröffentlicht wurde, durch den ambitionierten Osburg-Verlag.

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Die Begegnung mit der auferstandenen Tochter

Monika Helfer „Bevor ich schlafen kann“, 224 Seiten, 17,90 €, Deuticke, ISBN: 978-3552061422;

Unglück muss man ernst nehmen, meint Josi, besonders wenn es das eigene ist. Josefine Bartok ist Psychiaterin und als solche eher mit einem kühlen Blick auf die Wirklichkeit gesegnet. Sie weiß aus der Praxis, was Unglück bedeutet, aber jetzt geht es um ihr eigenes: Erst bekommt sie Krebs und dann beichtet ihr Mann nach 20 Jahren Ehe, dass er schwul ist.

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Ein Schreibtisch mit Erinnerungen und mit Nichts

Nicole Krauss „Das große Haus“, 384 Seiten, 19,95 €, Rowohlt, ISBN: 978-3498035532;

Wieder mal ein großer Roman, der aus Amerika kommt. Nicole Krauss bedient sich eines riesigen Schreibtischs, als Metapher, um in einem Netz aus Gegenwart und Vergangenheit die Geschichte einer kaputten Familie zu erzählen. Sprachgewaltig, bilderreich, aber nicht gerade leicht zu lesen, ist diese opulente Geschichte von einem der gegenwärtig größten Stars der amerikanischen Literaturszene, verheiratet mit dem Berufskollegene Jonatha Safra Foer.

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Die muslimischen Frauen sind längst angekommen

Sineb El Masrar „Muslim Girls- Wer wir sind, wie wir leben“, 192 Seiten, 14,95 €, Eichborn, ISBN: 978-3821865331;

Zum richtigen Zeitpunkt ist dieses Buch erschienen, kurz nachdem Sarrazin fürchtete, „Deutschland schafft sich ab“ und bevor der frisch gebackene Bundesinnenminister Friedrich (CSU) behauptete, der Islam gehört nicht zu Deutschland (was er kurz danach wieder relativierte). Sineb El Masrar, 1981 als Tochter marrokanischer Einwanderer in Deutschland geboren, und Mitglied der Integrationskonferenz von Maria Böhmer, räumt auf mit Vorurteilen über muslimische Frauen in Deutschland.

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Blaubart und schmerzbringende Bratpfannen

Renata Serelyte „Blaubarts Kinder“, 337 Seiten, 14,95 €, Wieser, ISBN: 978-3851299090;

Dieses Buch ist preisgekrönt – aber kaum einer kennt es: Den „Großen Preis für Literatur aus dem Osten und Südosten Europas“ der Bank Austria bekam dieser Roman aus dem literarisch weitgehend unbekannten EU-Partnerland Litauen.

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Die verschiedenen Arten der Trauer

Lisa-Marie Dickreiter „Vom Atmen unter Wasser“, 269 Seiten, 19,90 €, Bloomsbury, ISBN: 978-3869710211;

Atmen unter Wasser? Geht doch gar nicht. Aber was auch nicht geht, ist ein Kind zu verlieren. Die gerade mal 32-jährige aus Niederbayern stammende Drehbuchautorin Lisa-Marie Dickreiter hat sich in ihrem ersten Roman genau dieses Themas angenommen. Geht also doch.

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Das Vergessen kommt in Wellen

Samantha Harvey „Tage der Verwilderung“, 352 Seiten, 21,95 €, DVA, ISBN: 978-3421043825;

Wie schreibt man über Alzheimer? In der Regel aus der Sicht der Angehörigen. Samantha Harvey, 35 Jahre alt, näherte sich der Krankheit aus Sicht des Kranken – ein spannender Versuch, denn schließlich vergisst der Kranke ständig, was mit ihm und um ihn passiert.

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Ikone mit schweren Verletzungen

Maren Gottschalk „Die Farben meiner Seele“, 220 Seiten, 16,95 €, Beltz & Gelberg, ISBN: 978-3407810601;

Die mexikanische Künstlerin Frida Kahlo (1907 bis 1954) ist ein Mythos. Ihr umfangreiches Werk, das über die Selbstportraits weit hinausgeht, ist von großer Schönheit. Sie selbst war von unbändiger Kraft und Energie und führte in jeder Hinsicht ein leidenschaftliches Leben. Maren Gottschalks Biografie sticht heraus aus dem großen Reigen der Kahlo-Verehrungsbücher.

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So genussvoll ist der Jahreslauf

Donna Hay „Jahreszeiten“, 324 Seiten, 29,90 €, AT-Verlag, ISBN: 978-3038005148;

Das ist so eines dieser Kochbücher, die man sich kaum selber kauft und umso lieber verschenkt: Schön anzuschauen, voller bunter, Harmonie heischender Fotos vermitteln sie vor allem eines:  Das Leben ist ein Erdbeerkuchen.

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Das Sibirien, das in jedem von uns steckt

Jewgenij Grischkowez „Flüsse“, 170 Seiten, 18,95 €, Ammann, ISBN: 978-3250601388;

Der in Kaliningrad lebende Grischkowez ist so etwas wie der russische Dario Fo, Erzähler, Regisseur, Schauspieler und Chronist.  „Flüsse“ ist nach seinem gefeierten Roman „Das Hemd“ eine Rückkehr an die Orte seiner Jugend im tiefen Sibirien in einer hierzulande kaum bekannten Großstadt namens Kemerowo.

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