Die Wahrheit über die Westbank

Assaf Gavron „Auf fremdem Land“, 544 Seiten, 22,99 €, Luchterhand, ISBN: 978-3630874197;

Gavron_Land

Als Nachrichtenjunkie muss man sich immer wieder wundern: Warum gibt es im Nahen Osten keinen Frieden? Warum provoziert Israel die Palästinenser immer wieder, in dem es die besetzten Gebiete nicht freigibt? Warum? Warum? Warum? Aaron Gavron liefert eine Lösung, aus der Innensicht. Ein weiteres kluges Buchs des Autors von Hydromania.

Der Jerualemer Gavron gehört zu den umstrittensten Stimmen in seinem Heimatland. Logisch, er zweifelt die geltende Staatsdoktrin des verfolgten Volkes an und versucht die Konflikte immer von allen Seiten zu betrachten, als Insider und als außenstehender Kritiker.

„Auf fremden Land“, schon der Titel ist bezeichnend, ist eine Geschichte der Siedler auf der Westbank, dem palästinensischen Gebiet, das die Israelis vor bald 50 Jahren im Sechs-Tage-Krieg erobert hatten und in dem sich seither mit staatlicher Unterstützung jüdische Siedler niederlassen.

Hier also die Siedlung Ma’aleh Chermesch, dort das arabische Dorf, und dazu ein Brüderpaar, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Und Bauunternehmer Herzel Weizman lässt den Kibbuz immer größer werden, indem er ohne Genehmigung ein neues Haus nach dem anderen – ungeachtet aller staatlichen Drohungen.

In einem Interview mit dem Deutschlandfunk beschrieb Gavron das von ihm dargestellte Kuddelmuddel so: „Absurdität ist ja aber gerade auch das, was so faszinierend ist in dieser Region, dass es eben keine klaren Gesetze gibt, auch keine klaren Grenzen im Übrigen. Einiges wird von der israelischen Armee kontrolliert, anderes von palästinensischen Autoritäten, dann wieder israelischen Autoritäten, streckenweise spielen internationale Gesetze plötzlich eine Rolle, und die Siedler, die nutzen das aus für ihre eigenen Zwecke, und sie haben Mechanismen entwickelt, mit der Bürokratie oder gegen die Bürokratie zu arbeiten, um ihre Ziele zu erreichen.“

Der Roman erzählt eine ernst Geschichte, aber so komisch, so voller Empathie, das sie auch mit dem Horizont des europäischen Ordnungsmenschen verständlich wird. Ein großartiger Einblick in eine Geschichte, die in den TV-Nachrichten nie erzählt wird.

Bewertung: *****

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