Was Kolumbus nie verstanden hat

Stefan Rinke „Kolumbus und der Tag von Guanahani 1492“, 192 Seiten, 24,95 €, Theiss, ISBN: 978-3806224689;

1492, dieses Datum kennt jeder, ebenso wie 1789, das Jahr, als die Französische Revolution begann, oder 1945, als der Zweite Weltkrieg endete. 1789  setzte mit dem italienischen Seefahrer Christoph Kolumbus (angeblich) erstmals ein Europäer seinen Fuß auf den amerikanischen Kontinent. Die Geschichte dieser Seefahrt kennt jedes Kind, und trotzdem erzählt sie der Wissenschaftler Stefan Rinke noch mal ganz neu, mit vielen spannenden Details.

Was der in spanischen Diensten stehende Kolumbus suchte, war der Seeweg nach Indien, was er fand, war eine neue Welt. Und diese Entdeckung hatte – buchstäblich – ungeahnte Folgen. Sie veränderte die Welt, machte Europa größer als es eigentlich war und setzte ein Rad in Bewegung, das bis heute kaum an Tempo verloren hat (auch wenn der Einfluss Europas inzwischen klein geworden ist).

Ganz egal, ob nun die Wikinger ein halbes Jahrtausend vor Kolumbus in Amerikan ankamen, die Wirkung von Kolumbus‘ Reisen war eine ganz andere. Am Anfang stand die Neugier, und die Kontaktaufnahme mit den Ureinwohnern, später dann die Gier nach Reichtum und die (Fast-)Ausrottung dieser Menschen.

Dabei glaubte Kolumbus bis zu seinem Tod, er sei nach Indien gekommen. Statt ihm durfte der Kaufmann Amerigo Vespucci dem Kontinent als Namenspate dienen. Kolumbus war also gar nicht so wichtig, wie überliefert ist.

Stefan Rinke will Schwarzmalerei aus dem Weg gehen. Er verweigert sich der alten eurozentrierten Sichtweise, nach der die Europäer Zivilisation auf einen rückständigen Kontinent brachten. Er behauptet aber auch nicht das Gegenteil, dass die Eroberer alle Verbrecher waren, die hochentwickelte Gesellschaften niedermetzelten. Er versucht, und das macht das Buch spannend, alle Seiten einzubinden.

Bewertung: *****

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