Von Deutschen und Türken

Zülfü Livaneli „Serenade für Nadja“, 336 Seiten, 21,95 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608939637;

Wer sich mit deutscher Geschichte befasst, muss sich eigentlich wundern über die Vorbehalte, die es heutzutage zwischen Deutschland und der Türkei gibt. Die beiden Staaten waren in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts beste Freunde. Zülfi Livanelli, Liedermacher, Kinoregisseur und Schriftsteller, erzählt dazu eine spannende Geschichte.

59 Jahre nach seinem letzten Besuch kehrt der deutsche Professor Wagner nach Istanbul zurück, wo ihn eine junge Frau, Maya, bei einem Fachkongress betreuen soll. Je mehr sie von den Erlebnissen des alten Mannes erfährt, umso mehr beeinflusst sie dessen Geschichte für ihr eigenes Leben. Vor allem ist es die unerfüllte Liebe, die der 87-Jährige noch heute empfindet, wenn er am Ufer des Schwarzen Meeres  im Gedenken an seine damals umgekommene Freundin Nadja die Geige spielt.

In dem Roman geht es aber nicht um Geschichte und um die einst enge Freundschaft zwischen Deutschen und Türken, die auch dafür sorgte, dass viele flüchtige Juden aus Deutschland am Bosporus unterkamen. Nein, es geht auch um die Türkei heute. Um die Widersprüchlichkeit dieses Landes an der Schwelle zwischen Moderne und Mittelalter.

Wer verstehen möchte, welch fundamentale Konflikte weiterhin die Türkei erschüttern, warum Erdogan die Demokratie aufs Spiel setzt, wie sich der Unterschied begründet zwischen dem postmodernen Istanbul und dem archaischen Ostanatolien, der ein spannendes Geschichtsbuch im besten Sinne darstellt.

Bewertung: *****

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