Die Gewalt frisst auch Kinder

Giorgio Vasta „Die Glasfresser“, 320 Seiten, 19,99 €, DVA, ISBN: 978-3421044471;

Terror in klein: Nimbus, elf Jahre alt, gründet 1978 in Palermo mit Bocca und Scarmiglia eine Aktionszelle nach dem Vorbild der Roten Brigaden. Aus dem Kinderspiel wird irgendwann Ernst, eine grausame Realität.

Die drei Freunde arbeiten sich rein in die Terroristen, sie analysieren deren Taktik, benennen sich mit Kampfnamen, rasieren sich die Köpfe und verständigen sich per Zeichensprache zu: Gegenstand ihres Trainings ist die laufende Fußball-WM in Argentinien.

Aus Spaß wird sehr bald ernst Ein Brandanschlag auf die Schle und später muss auch das Auto der Direktors dran glauben, und die Burschen foltern einen Klassenkameraden, bis er stirbt. Nur eins passt nicht: Einer der Burschen verliebt sich in das nächste Opfer, ein Mädchen, und bringt so die perfide Logik der jungen Attentäter zu Fall.

Nimbus über die Kreolin Wimbow: „Jedes Mal, wenn ich sie ansehe, wird mir ganz feierlich zumute, und ich verspüre ein Bedürfnis nach Zärtlichkeit – genau jenes Bedürfnis, das der Kampf tagtäglich ausschliesst.“

Und so scheittert die Gruppe. Vasta, der die Geschichte in die Zeit des italienischen Terrors angesiedelt hat, beschreibt die jugendlichen Gewalttäter niemals als Monster, er lässt sie Fußball spielen und im Sommer ans Meer fahren – Alltag eben. Und daneben gibt es dann die Welt der Gewalt. Auf diese Weise wird begreifbar, wie die Jugendlichen von der Dynamik der eigenen Gruppe aufgefressen werden. Hochspannend.

Bewertung: ****

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