Bayerische Royals: Gedrillt für ihre späteren Aufgaben

Christiane Böhm „Wie lebten Prinzen und Prinzessinnen wirklich? Oder Erbsen ohne Ende?“, 191 Seiten, August-Dreesbach-Verlag, 22 €, ISBN: 978-3940061362;

Geschichtsschreibung spielt sich ja in der Regel im Erwachsenenmilieu ab. Nicht aber in diesem bezaubernden Buch, das sich auch zum Vorlesen eignet. Es erzählt, wie Prinzen und Prinzessinnen in Bayern gelebt haben, womit sie spielten und was sie aßen.

Drei Jahre lang hat die Münchner Autorin Christiane Böhm recherchiert, hat sich in Archive eingegraben, vorzugsweise in eines, in das Geheime Hausarchiv der Wittelsbacher. Dort fand sie zahllose, bisher nie gesehene Fotos des königlichen Nachwuchses, aber auch Briefe und Tagebücher, in schöner Handschrift geschrieben.

Man glaubt es ja eigentlich, aber ob’s die adeligen Sprösslinge wirklich schön hatten: Ein Tagesablauf voller Disziplin. Früh aufstehen, Lernen, ein karges Frühstück, wieder Unterricht, Selbststudium, zwei Stunden Fußmarsch, natürlich bei jedem Wetter, und früh ins Bett – so war’s jedenfalls bei dem 1846 geborenen Prinz Leopold, Bruder des späteren Königs Ludwig III.

Mäßigung, Pflicht, Verantwortung statt Müßiggang, Luxus und Lotterleben – so war das bei den bayerischen Royals. Klar mangelte es nicht an Spielzeug, aber an elterlicher Zuneigung schon. Es wurde gesiezt und körperliche Berührungen waren nicht angezeigt.

Die Rollen der Eltern übernahmen Kindermädchen, auch sie von blaublütiger Herkunft. Sie waren meist die einzigen, zu denen die angehenden Herrscher eine persönliche Beziehungen entwickeln konnten. Ludwig II etwa litt sehr unter der Trennung von seiner „Ersatzmutter“. Zeitlebens gratulierte er ihr zum Geburtstag.

Bewertung: *****


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