Thomas von Steinaecker „Schutzgebiet“, 384 Seiten, 19,90 €, Frankfurter Verlagsanstalt, ISBN: 978-3627001605;

Literatur ist die Darstellung einer erfundenen Geschichte, um ein real existierendes Problem pointiert darzustellen. Ist da so? Klingt nach Deutschlehrer? Aber womöglich würde Thomas von Steinaecker das unterschreiben. Der Schriftsteller hat eine afrikanische Kolonie erfunden und erzählt eine amüsante Geschichte, die als Räuberpistole gelesen werden kann, aber auch als Analogie zur jüngsten Wirtschaftskrise.

Tola, so heißt die Kolonie oder auch das „Schutzgebiet“ befindet sich in Südwestafrika. Wir schreiben das Jahr 1913, und der noch unerfahrene Architekt Peters möchte eine Stadt bauen, eine kreisrunde. Er gehört zu jener Gilde an Gescheiterten, wie sie sich vor 100 Jahren an Orten wie diesen sammelten: Glücksritter, die nach einer neuen, einer letzten Chance suchen.

Tola ist „die fortschrittlichste und friedlichste Kolonie Deutschlands“ heißt es einmal. Der Holzunternehmer Ludwig Gerber aus Niederbayern, der gerade das Erbe seines Vaters durchgebracht hat, plant einen großen Coup: Er will die endlosen afrikanischen Grasländer mit deutschem Mischwald aufforsten und wittert das große Geschäft. Doch schon der unternehmerische Start läuft schief. Denn das Schiff mit den Fachkräften aus Deutschland kentert auf der Überfahrt. Alle sterben bis auf jenen Peters …

Steinaecker erzählt eine rasante, fantastische Geschichte und er erzählt sie so, dass man nicht aufhören kann zu lesen. Vor allem aber nimmt er sich die Zeit, ein Psychogramm seiner Helden aufzublättern, das für jeden erkennbar die Bezüge zur Jetztzeit aufzeigt. Er schreibt über Gier, Größenwahn und jene Glücksritter, genannt Investmentbanker, die unser Wirtschaftssystem ins Abseits befördert haben.

Am Ende stehen die Franzosen vor den Toren des Forts, in dem  die seltsame Utopisten-Bande aus Deutschland ein schöneres Leben sucht. Und die Franzosen fragen sich, warum man sie nicht reinlässt. Dann lässt er feuern.

Bewertung: ****

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