Was man am besten nicht fragen sollte

Tilmann Spengler „Sind Sie öfter hier?“, 176 Seiten, 18 €, Ullstein, ISBN: 978-3550087684;

Spengler

Tilman Spengler, Sinologe, Journalist, Autor und einst Mitarbeiter des Philosophen Carl-Friedrich von Weizsäcker, gebricht es an einem jedenfalls nicht, an Selbstbewusstsein. Dass er die „Kunst der Konversation“ beherrscht, daran lässt er in seinem jüngsten Buch keine Zweifel. Was genau er meint, bleibt indes unklar.

„Sind Sie öfter hier“ ist ein amüsantes, locker formuliertes Büchlein über das Miteinander, über verhüllte Wahrheiten, verdruckstes Desinteresse, aber eins ist es nicht, eine Anleitung, ein – wie der Untertitel verspricht – „kluges Gespräch zu führen“.

Spengler, der in Ambach am schönen Starnberger See lebt (zehn Kilometer von uns entfernt), und das letzte Kapitel dem Dorfleben widmet, plaudert über die Unzulänglichkeiten von Unterhaltungen bei Bussi-Bussi-Treffen, bei Politikertreffen, im Café und im Zug.

Wie ärgerlich, wenn nach dem Befinden gefragt wird, obwohl es wie jeder weiß den anderen nicht interessiert. Dann kann die provokante Gegenantwort nur lauten: „Wollen Sie das wirklich wissen?“

Statt des permanenten Gequatsches wäre öfter mal Stillsein gefragt, empfiehlt Spengler unter Hinweis auf eine entsprechende Gewohnheit bei Empfängen des japanischen Kaisers, des Tennos. Das klingt interessant, ist aber denn auch nur Gequatsche, über das sich der 63-Jährige ansonsten so gerne erhebt.

Bestätigt wird dieser Eindruck der Überheblichkeit von Spenglers Bewertung von Trauerreden oder auch den übersetzerischen Pannen bei deutsch-chinesischen Politikertreffen.

Gleichwohl ist Spenglers Anekdotensammlung ein nettes, unterhaltsames Buch. Nur lernen kann daraus nichts.

Bewertung: ***

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